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Buntes Demo-Happening in Fröndenberg mit La Ola-Welle und Raum für Differenzierungen

Buntes Demo-Happening in Fröndenberg mit La Ola-Welle und Raum für Differenzierungen

(Geschätzt einige Hundert Menschen waren dem Aufruf zur Demo gegen Rechtsextremismus in Fröndenberg gefolgt.)

Mit der zweimaligen La Ola-Welle war der Eindruck eines bunten Happenings an diesem Karnevalssamstag (10. 2.) auf dem Fröndenberger Marktplatz perfekt, zumal während der knapp zwei Demo-Stunden eine fast frühlingshaft warme Sonne vom blauen Himmel schien und das bunte Farbenmeer so richtig zum Leuchten brachte.

Als eine der letzten Kommunen im Kreis Unna war an diesem Vormittag auch die Kleinstadt an der Ruhr Schauplatz einer der vielen Kundgebungen dieser Tage, die sich bundesweit gegen Rechtsextremismus, zuweilen auch gegen Extremismus generell und explizit gegen das Erstarken der AfD richtet und die sich für die demokratischen Werte wie Toleranz und Vielfalt ausspricht.

Einige Hundert Menschen waren dem relativ kurzfristigen Aufruf gefolgt, auch Angereiste aus anderen Städten, wie Bürgermeisterin Sabina Müller (SPD) bei ihrer Begrüßung bemerkte. Zu diesen Angereisten zählten u. a. auch die Bundestagsabgeordneten Oliver Kaczmarek (SPD) aus Kamen, sein Bundestagskollege Michael Sacher (B90/Die Grünen) aus Unna und der SPD-Landtagsabgeordnete Hartmut Ganzke aus Unna-Massen.

In den sozialen Netzwerken war die Ankündigung zu dieser Demo im Vorfeld auf  Zuspruch wie auch Kritik gestoßen, da sie sich zwar „gegen Rechtsextremismus“ richtete, jedoch vom Fröndenberger Bündnis „gegen Rechts“ (Grüne) organisiert worden war.

Auf den Plakaten am Kundgebungssamstag wurde neben einzelner „gegen Rechts“-Appelle (so von der Wählergemeinschaft FWG) eine breitere Differenzierung sichtbar, auch in der Ansprache der Bürgermeisterin, die, anders als später  die Schülersprecherin die Gesamtschule (GSF), nachdrücklich „jede Form des Extremismus“ verurteilte.

Auch sonst waren bei dieser Kundgebung manche Plakatbotschaften zu lesen, die über die bekannten Selbstbekenntnisse wie „Nie wieder ist Jetzt“,  „Lieber Menschenrechte als rechte Menschen“ oder infantile Fäkaliensprache wie ein in einen Kochtopf plumpsender Kothaufen hinausgingen.

So hatten sich zwei junge Frauen etwas weiter hinten am Markgrafen mit der Mahnung „Gegen jeden Antisemitismus“ platziert.  Auf die Bemerkung, dass solche Plakate auf diesen aktuellen Kundgebungen selten zu sehen sind, sagte die Trägerin des schlichten Pappschildes: „Ja, und das finde ich ganz schön traurig.“

 

Ebenfalls im hinteren Bereich an den Sitzbänken vor dem Wasserspiel hielten einige Jugendliche ein Schild hoch, auf dem stand: „Gegen JEDE Form von Extremismus!“ Das Schild durfte von uns fotografiert werden, die Trägerinnen selbst baten darum, nicht mit abgebildet zu werden.

Durch ein ganzes Sammelsurium äußerst kreativer, leuchtend kunterbunter Plakate fiel mitten auf dem Platz eine Erwachsenen- und Kindergruppe der Gemeinschaftsgrundschule auf.  „Jeder kann sein, wie er möchte“ stand zum Beispiel darauf zu lesen, Hände und Herzen in allen Farben darauf zu sehen.

An der Seite vor Eppi´s fiel ein älterer Herr mit Rollator auf. Er hatte sich ein signal-orangefarbenes doppelseitiges Reim-Plakat umgehängt:

„Die Demokratie kann man nur stählen durch demonstrieren und durch wählen!“, stand auf der einen Seite. Auf der anderen, noch deutlicher:

„Geht man nur demonstrieren, so kann man doch die Wahl verlieren. Demonstrieren reicht nicht aus, man muss zum Wählen aus dem Haus!“ 

Im Gespräch unterstrich dieser Senior seine Überzeugung, dass bezüglich der Wahlbeteiligung bei allen Wahlen leider noch viel Luft nach oben sei. „Und das ist schlimm!“ Weil gerade das die extremen Ränder stärke.

Wer zu bequem oder zu gleichgültig sei, am Wahltag ins Wahllokal zu gehen, sei persönlich verantwortlich für die Schädigung der Demokratie. Auch in den Kundgebungsreden wurde die Mahnung aufgegriffen, dass der größte Feind für die Demokratie die Gleichgültigkeit sei. 

„Man muss wählen, aber man darf auf keinen Fall DIESE Partei wählen!“, entrüstete sich eine ältere Frau im Gespräch mit Umstehenden. Den sachlichen Hinweise darauf, dass „man“ natürlich auch „diese Partei“ wählen „dürfe“, gemeint war die AfD, konnte diese Demoteilnehmerin nur schwer akzeptieren. „Ja, Demokratie…“, sagte sie sichtlich widerwillig.

Für Kopfschütteln Umstehender sorgte ein Plakat, auf dem sich eine Schülerin wünschte, man möge die Leute mit einem Geschichtsbuch „verprügeln“.

Die bunte Kundgebung wurde auch zu einem Treffen der Generationen, das neben vielen Kindern auch eine Seniorengruppe der „Omas“ (und Opas) „gegen Rechts“ umfasste.

Ein etwa 8-jähriger Junge trug ein Plakat umgehängt, auf dessen Vorderseite stand: „Wir würden gern so schöne Sachen machen“ und auf der Rückseite: „Statt dessen müssen wir uns um den Abschaum kümmern.“

Ansprachen bei dieser rund zweistündigen Demo, die dank ihrer Farbenpracht, musikalischen Darbietungen auf der Bühne und nicht zuletzt des vorfrühlingshaften Wetters fast einen Happening-Charakter bekam, hielten neben der Bürgermeisterin zwei Vertreter der Kirchen (Runa Ahl, Heiner Redecker), der Patenschaftskreis für Flüchtlinge, Ilka Esser vom Treffpunkt Windmühle und Mara Althoff von der Schülervertretung der Gesamtschule Fröndenberg (GSF).

Der Name „AfD“ fiel in den Reden nur ein einziges Mal. Auf einem Plakat platschte die Partei als Kothaufen in einen Kochtopf. Dieses Foto ist von Rosi Ziol.

  • Unten eine Bilderserie zum Durchklicken (bitte auf die Punktsymbole gehen) – alle Fotos von Silvia Rinke.

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