In den Gebieten von Emschergenossenschaft und Lippeverband ist es das sechste Jahr in Folge zu trocken.
Seit 130 Jahren zeichnen Emschergenossenschaft und Lippeverband fĂŒr die Gebiete entlang der beiden FlĂŒsse die monatlichen NiederschlĂ€ge auf. FĂŒnf Messstellen gibt es an der Emscher, sechs an der Lippe. Auf diesen Datenschatz können die WasserwirtschaftsverbĂ€nde zurĂŒckgreifen, um Niederschlagsmengen zu vergleichen und Entwicklungen zu analysieren.
2022 ist das sechste Wasserwirtschaftsjahr (ein Wasserwirtschaftsjahr geht jeweils von November bis Oktober des folgenden Kalenderjahres) in Folge, das zu trocken ist. Der Juli 2022 schaffte es sogar im Vergleich in die Top 10 der trockensten Monate.
Diese Top-10-Meldung ist fĂŒr die Experten der WasserwirtschaftsverbĂ€nde kein Grund zur Freude: Der Juli erreichte im Gebiet der Emschergenossenschaft den 8. Platz der trockensten Monate im Vergleich aller Juli-Monate seit 130 Jahren. Im Durchschnitt fallen seit Beginn der Aufzeichnung im Juli 83 Millimeter.
Doch 2022 waren es lediglich 32 Millimeter und damit weniger als die HÀlfte des langjÀhrigen Durchschnitts. Im Gebiet des Lippeverbandes schaffte es der Juli sogar auf Platz sechs der trockensten Juli-Monate im 130-jÀhrigen Vergleich. Der Durchschnittswert liegt bei 81 Millimeter, tatsÀchlich gefallen sind 36.
Damit setzt sich der Trend des bisherigen Wasserwirtschaftsjahres fort. Zwar lag die Menge der NiederschlĂ€ge im April im Durchschnitt und der Februar war sogar besonders nass, aber insgesamt ist es viel zu trocken. Im Bereich des Emschereinzugsgebiets fielen bis einschlieĂlich Juli 456 Millimeter â der Durchschnittswert seit Beginn der Aufzeichnung liegt bei 591 Millimeter. Auch an der Lippe ist das Jahr zu trocken: 422 Millimeter fielen, 564 sind der Durchschnitt.
Einige NebenlÀufe bereits trockengefallen
Starkregen und das daraus resultierende Hochwasser prĂ€gten die Wahrnehmung der Ăffentlichkeit zur Wetterlage des vergangenen Jahres. Doch der langjĂ€hrige Vergleich zeigt: Auch 2021 war insgesamt zu trocken. Als besonders trockene Jahre stachen bisher 2018 und 2019 heraus.
Wie schlÀgt sich das aktuelle Jahr dazu im Vergleich?
Bisher ist das Wasserwirtschaftsjahr 2022 sogar noch trockener als 2018 und 2019. Doch NiederschlĂ€ge im Vormonat sorgten dafĂŒr, dass die PegelstĂ€nde zum Beispiel des Phoenix Sees in Dortmund oder des Rotbach Stausees in Dinslaken noch nicht die TiefstĂ€nde der trockenen Vorjahre erreicht haben.
Mit Blick auf die FlieĂgewĂ€sser sind einige NebenlĂ€ufe bereits trockengefallen. Doch das muss nicht unbedingt auĂergewöhnlich und schĂ€dlich sein, betonen die VerbĂ€nde. Einige FlĂŒsschen fallen jedes Jahr im Sommer trocken, sodass Tier- und Pflanzenwelt dort perfekt auf diese wechselhaften Bedingungen eingestellt sind. Doch generell ist davon auszugehen, dass Niedrigwasser und Trockenheit zunehmen werden und sich die GewĂ€sser dadurch verĂ€ndern können.
Besonders widerstandsfĂ€hig gegen das Trockenfallen und vor allem mit einer guten Chance fĂŒr eine schnelle neue Stabilisierung von Fauna und Flora sind ĂŒbrigens naturnahe BĂ€che mit Totholz, Beschattung durch StrĂ€ucher und BĂ€ume am Ufer sowie RestwasserflĂ€chen.
Mit zahlreichen bereits abgeschlossenen und noch geplanten Renaturierungsprojekten entlang beider FlĂŒsse erhöhen Emschergenossenschaft und Lippeverband daher die WiderstandsfĂ€higkeit der GewĂ€sser gegen die Folgen des Klimawandels.
Die Emschergenossenschaft und der Lippeverband
Emschergenossenschaft und Lippeverband (EGLV) sind öffentlich-rechtliche Wasserwirtschaftsunternehmen, die als Leitidee des eigenen Handelns das Genossenschaftsprinzip leben. Die Aufgaben der 1899 gegrĂŒndeten Emschergenossenschaft sind unter anderem die Unterhaltung der Emscher, die Abwasserentsorgung und -reinigung sowie der Hochwasserschutz. Der 1926 gegrĂŒndete Lippeverband bewirtschaftet das Flusseinzugsgebiet der Lippe im nördlichen Ruhrgebiet und baute unter anderem den Lippe-Zufluss Seseke naturnah um. Gemeinsam haben Emschergenossenschaft und Lippeverband rund 1.700 BeschĂ€ftigte und sind Deutschlands gröĂter Abwasserentsorger und Betreiber von KlĂ€ranlagen (rund 782 Kilometer WasserlĂ€ufe, rund 1533 Kilometer AbwasserkanĂ€le, 546 Pumpwerke und 69 KlĂ€ranlagen). www.eglv.de
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