„Wir haben nicht den Eindruck, dass vor uns jemand wegläuft. Im Gegenteil, wir spüren ein großes Vertrauen.“
Offenbar aufgrund massiver öffentlicher Kritik an der Dortmunder Polizei nach den tödlichen Schüssen auf einen 16-jährigen Messerangreifer (wir berichteten) bricht Polizeipräsident Gregor Lange (SPD) in einer heutigen Pressemitteilung (19. 8.) eine Lanze für zweierlei: Für seine in die Schlagzeilen geratene Behörde und für die Nordstadt.
Hohe Kriminalitätszahlen, Drogenhandel, Sucht, Armut, Elend: Über viele Jahre stand die Dortmunder Nordstadt in der Kritik. Sogar von einer „No-Go-Area“ war die Rede, was zu keinem Zeitpunkt eine belastbare Aussage war.
Dortmunds Polizeipräsident Gregor Lange unterstreicht seine Überzeugung:
„Niemand würde heute ernsthaft auf die Idee kommen, die Dortmunder Nordstadt als No-Go-Area zu bezeichnen. Die sinkenden Kriminalitätszahlen, die städtebaulichen Fortschritte und die Menschen in diesem Bezirk erzeugen ein komplett anderes Bild.“
Hier seine Statistik (die Zahlen sind für unsere Redaktion nicht nachprüfbar).
- Zwischen 2014 und 2021 ging die Zahl der Straftaten in der Nordstadt insgesamt von 17.441 um mehr als 37 Prozent auf 10.869 zurück.
- Bei der Straßenkriminalität sanken die Zahlen im Vergleich der Jahre 2015 / 2021 um mehr als die Hälfte (von 4576 auf 2264).
- Bei den Raubdelikten ist ein Rückgang von -65 Prozent zwischen 2014 (269) und 2021 (93) zu verzeichnen (Gewaltkriminalität: -32 Prozent (2014: 910 / 2021: 616).
Der Polizeipräsident:
„Erzielen konnten wir diese wichtigen Erfolge nur in enger Zusammenarbeit mit den Menschen, die in diesem lebendigen und vielfältigen Stadtteil leben. Die Bürgerinnen und Bürger vertrauen der Polizei ihr Wissen an. Sie geben uns Hinweise auf Straftaten, die wir dank guter Aussagen schnell aufklären können. Und sie wirken in langjährigen Netzwerken an konstruktiven Lösungen mit.“
Zum Hintergrund erläutert Langes Behörde:
„Stadtgesellschaft, Politik und Medien forderten vor knapp zehn Jahren spürbare Fortschritte für die Nordstadt ein. Das Polizeipräsidium Dortmund erklärte diese Aufgabe zu einem behördenstrategischen Schwerpunkt – mit dem Ziel, messbare Erfolge für die Sicherheit und Ordnung vorzuweisen. Dafür schuf das Polizeipräsidium zusätzliche Ressourcen, auch mit mehr Personal für die Nordstadtwache. Ein Schwerpunktdienst, die Ermittlungskommission (EK) Nordstadt, zahlreiche Sondereinsätze gemeinsam mit Ordnungsamt, Gewerbeaufsicht und dem Zoll führten zu einem hohen Kontroll- und Strafverfolgungsdruck.
Im Jahr 2021 leitete allein die EK Nordstadt 1428 Verfahren ein und klärte 873 Straftaten auf, was einer Aufklärungsquote von 61 Prozent entspricht (seit Einrichtung der EK Nordstadt im Jahr 2016 ist die Zahl der Straftaten um mehr als 24 Prozent auf 10.869 Delikte im Jahr 2021 gesunken).
Für die vielerorts sichtbare Präsenz erhielt die Polizei in der Nordstadt viel Zuspruch von den Bürgern. Die starke Präsenz löste allerdings auch Kritik aus. Dazu Polizeipräsident Gregor Lange: „Unsere Arbeit in der Nordstadt ist ein ständiger Spagat zwischen Repression und Kontrolldruck gegen Straftäter und unserem Anspruch, mit den Menschen dort ins Gespräch zu kommen. Mein Eindruck ist, dass uns dieser Spagat in den letzten Jahren sehr gut gelungen ist.“ Ausgesprochen hilfreich und wirksam war dabei die enge Zusammenarbeit mit Ordnungsamt, Gewerbeaufsicht, Zoll und Staatsanwaltschaft.
Die bisher erzielten Erfolge sind nicht allein auf Repression, Kontrolldruck und Strafverfolgung zurückzuführen, sondern zusätzliche auf gut ausgebaute Nordstadt-Netzwerke, in denen Polizei und andere Institutionen sowie ehrenamtlich engagierte Bürger auf Augenhöhe miteinander sprechen und entscheiden. In diesen Netzwerken arbeiten u.a. das Sicherheitsforum und der Runde Tisch Nordstadt, Gemeinden, Schulen, Kindertagesstätten, Streetworker, Nachbarschafts-Initiativen, Bürgerbüros und andere Projekte mit. Auch private Immobilien-Investitionen sowie städtebauliche Entwicklungen z.B. im Hafenquartier sorgen für mehr Lebensqualität.
Intensiv ist auch der Dialog im Netzwerk mit muslimischen Institutionen sowie die Kooperation mit dem Multikulturellen Forum. Für Werteorientierung, interkulturelle Kompetenz und Antirassismus-Arbeit besteht bereits seit mehreren Jahren eine sehr gute Zusammenarbeit.
Der Leiter der Polizeiwache Nord, Polizeihauptkommissar Martin Gaide, erlebt in diesen Gremien und bei Gesprächen auf der Straße
„… sehr engagierte Menschen, die ein gutes Gespür für das Leben in der Nordstadt besitzen und sich für ein friedliches Miteinander in einem lebenswerten Bezirk einsetzen, in dem sich vieles zum Positiven geändert hat. Auch aktuell ist es so, dass sich die Menschen an uns wenden. Sie zeigen Straftaten an. Sie bitten uns um Hilfe. Für manche Menschen sind wir bei Problemen die erste Anlaufstelle. Wir haben nicht den Eindruck, dass vor uns jemand wegläuft. Im Gegenteil, wir spüren ein großes Vertrauen.“
Dieses Vertrauen nutzt die Polizei für weitere Gespräche. Polizeipräsident Gregor Lange: „Wir sind weiter präsent, wir sind ansprechbar und wir gehen auf die Menschen und ihre Gemeinschaften zu. Wertvoll ist in Gesprächen und Einsätzen besonders eine multikulturelle Besetzung der Wache Nord. Die Bürgerinnen und Bürger können sich jederzeit vertrauensvoll an die Polizei wenden.“
Kommentare
[…] – Polizei NRW Dortmund, fbSeine komplette Pressemitteilung dazu (HIER), die wir auf unseren Facebookseiten und auch in der größten Dortmunder Gruppe zur Diskussion […]
[…] Dortmund generell noch die Nordstadt seien „No Go-Areas“, hatte Dortmunds Polizeipräsident Gregor Lange noch Mitte August in einer umfangreichen Pressemitteilung unterstrichen – im Gegenteil, die Nordstadt sei in den vergangenen Jahrzehnten evident […]