„Ich wünsche mir, dass jeder Besucher dieser Veranstaltung morgen jemanden aus seinem Bekannten- oder Freundeskreis anspricht: Na, hast du auch schon eine Wärmepumpe? Hast du auch schon Solar auf dem Dach?“
Für diesen „gemeinsamen Geist, die Energiewende schaffen zu wollen“, auf „Lust, Vorfreude und Stolz darauf, zur klimaneutralen Industrienation zu werden“ – für diese umfassende „Wir“-Mentalität in Sachen Energie- und Wärmewende warb Referent Christian Mildenberger am Freitag (26. April) beim Energiegipfel in Fröndenberg.
Mildenberger ist seit dem 1. April 2024 Geschäftsführer der Landesgesellschaft NRW.Energy4Climate. Vor seinem Wechsel verantwortete er als Geschäftsführer des Landesverbandes Erneuerbare Energien NRW (LEE NRW) den Ausbau Erneuerbarer Energien in NRW. Zuvor war er als Landesgeschäftsführer für die CDU in Baden-Württemberg tätig.
In Fröndenberg trat er damit in doppelter Form als Parteifunktionär auf.
Zum zweiten Mal nach 2023 hatte die Fröndenberger CDU diese Veranstaltung in der Kulturschmiede ausgerichtet und wieder viele lokale Fachunternehmen dazu eingeladen. Anders als bei der Premierenveranstaltung gab es diesmal jedoch keine Podiumsdiskussion, sondern lediglich einen halbstündigen Eingangs-Impuls durch Christian Mildenberger, der gleich eingangs unterstrich, dass das Herz der „Transformation“ die Bürger seien.
Ohne ihre Akzeptanz und ihre gemeinsame „Lust auf die Transformation“ sei das gemeinsame Ziel der Klimaneutraltität bei gleichzeitigem Erhalt des Wohlstands nicht zu schaffen.
Da sieht Mildenberger noch dicke Bretter, die zu bohren sind, denn „wenn wir in einem wirklich gut sind, dann darin, alles im Vorfeld schlecht zu reden.“ Die kommunale Wärmeplanung erklärt er zur wichtigsten Hausaufgabe der Kommunen, und sie müssten es auch sein, die bei ihren Bürgern die Lust aufs „Wir!“ weckten.
Vieles werde dabei im Vorfeld schlecht geredet, dies gehe nicht und jenes nicht auf dem Weg zu Klimaneutralität und Energiewende. Dabei, behauptet Mildenberger, „sind die Erneuerbaren schon jetzt die günstigsten Energieformen, wenn wir sie klug einsetzen.“ Obwohl Deutschland führend bei den Wärmepumpen sei (eine Quelle für diese Behauptung lieferte der Referent nicht mit), heizten die Bürger auch in Fröndenberg meist noch mit Gas und Öl.
Unfreiwillig komisch dazu passte das Geschenk der CDU-Vorsitzenden Gabriele Spiekermann und Vize Dr. Andreas Hennemann an den Besucher: ein schmackhafter Likör namens „Kettenschmiedeöl“.
Also hauptsächlich noch Öl- und Gasheizungen, auch in Fröndenberg. Dabei habe allein die Ruhrstadt noch Potenzial für vier Mal so viel Windkraft, verkündete Mildenberger.
Solar und Wind kombiniert mit Biogas- und Wasserkraftwerken, dahin müsse der Weg gehen, und „es liegt an unserer Ingenieurskunst, zu beweisen, was alles geht! Wieso nicht einfach mal ausprobieren?“
Deutschland werde aufgrund seines Schlechtredens und dieser „das geht alles nicht“-Mentalität inzwischen zum Gespött der Welt, warnt Christian Mildenberger: Auf fast allen Feldern habe Deutschland durch diese Zauderei und seinen Negativismus den Anschluss verloren, von Solar bis zur E-Mobilität.
„Mich ärgert, dass wir von der der Welt nicht mehr ernst genommen werden. Bei Wärmepumpen sind wir noch gut. Technisch ist sie ein super Produkt. Die E-Mobilität ist den Verbrennern meilenweit überlegen.“
Dass es auf beiden Feldern bundesweit aktuell zurück statt voran geht, liegt laut der Diagnose des Landesbeamten fast ausschließlich an diesem Mangel an Wir-Gefühl und der gemeinsamen Lust darauf, ein klimaneutrales Industrieland zu werden.
Die „handwerklichen Fehler“ bei der Umsetzung des Gebäudeenergiegesetzes und weitere Verwirrungen, etwa durch plötzlich gestrichene Fördergelder, seien der Lust auf Wärmewende beim Bürger natürlich nicht zuträglich gewesen.
Im Anschluss konnten sich die Besucher an Infoständen der anwesenden Fachunternehmen, darunter natürlich auch die Stadtwerke Fröndenberg Wickede als lokaler Versorger, individuell und ganz praktisch über Solardächer, Wärmepumpen und die jeweiligen Möglichkeiten für die eigene Immobilie informieren.
Bei der abschließenden Fragerunde erntete der Referent Mildenberger noch in zwei Punkten freundliche Kritik:
Zum einen müsse es den Bürgern klar gesagt werden, betonte eine Besucherin, was definitiv nicht gehe: dass sie zum Beispiel zum Aufladen eines E-Autos kein Ladekabel quer über einen Bürgersteig legen dürfen.
„Das ist schlicht nicht erlaubt. Viele wissen das nicht.“ Und im Unwissen darüber in eine Wallbox investiert ende mit Ärger und Frust.
Einspruch erntete der Besucher aus der Landesregierung auch für sein eingangs gehaltenes Loblied auf den ÖPNV: Tatsächlich hatte er sich vorab nicht darüber informiert, dass er in einer Stadt sprach, die – mindestens jahrelang und möglicherweise dauerhaft – von einer zentralen Zugverbindung abgeschnitten ist.
Die Strecke der RB 54 nach Unna, von Dachsbauten unterhöhlt, könnte dauerhaft gesperrt bleiben und nur noch mit Ersatzbussen bedient werden.
Mildenberger, sichtlich vollkommen überrascht von diesem Umstand, versprach dann eilfertig, das Thema in Düsseldorf noch einmal anzusprechen. Das haben allerdings auch schon der Landtagsabgeordnete Hartmut Ganzke aus Unna und Fröndenbergs Bürgermeisterin Sabina Müller vergeblich versucht.
Kommentare
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Dann soll er sich doch gleich 2 Wärmepumpen holen. Und alles zumachen mit hässlichen Solarpanels. Ist ja egal ob das Haus im Schatten steht. Dann muss halt volle Pulke Strom gelatzt werden . Und das ist ne Menge Strom für so eine Wärmepumpe. Was ist mit nötigen Versicherungsanpassungen fürs Haus ? Redet er nicht von. Na. Die ganze benötigte Knete ist ja auch ein Klaks für einen Politiker. 2 E Autos auf Staatskosten hat er bestimmt auch. Tja. Dann kann man alles schönreden. Niemals werde ich ne Wärmepumpe oder Solar noch E Auto haben. Kosten Kosten Kosten…und meine Nachbarn mit E Auto… steigen wieder um. Reichweite schlecht. Nerviges Laden…teuere Anschaffungen nötig…zahlen zahlen zahlen
Die Veranstaltung hatte doch eher den Wert einer Kaffeefahrt.
Statt Heizdecken Wärmepumpen, ob sie Sinn machen oder nicht, statt Stützstrümpfe E Mobilität.
Insofern nicht verwunderlich wenn wir vom Rest der Welt nicht mehr ernst genommen werden bei solchen Referaten