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Gasnetz-Rückbau: Heftige Kritik an Diskussionspapier aus Habeck-Ministerium – „Heizen mit Wasserstoff wie Duschen mit Champagner“

Gasnetz-Rückbau: Heftige Kritik an Diskussionspapier aus Habeck-Ministerium – „Heizen mit Wasserstoff wie Duschen mit Champagner“

Nach dem monatelangen Streit um das Gebäudeenergiegesetz (GEG), auch Heizungsgesetz abgekürzt, beginnt eine erneute Debatte um die Zukunft der Energieversorgung in Deutschland. Aktuell steht ein Diskussionspapier des Wirtschaftsministeriums im Fokus, das die Zukunft des Gasnetzes und dessen Notwendigkeit thematisiert.

Wie das Handelsblatt schreibt, stehe insbesondere für viele Stadtwerke die Existenz auf dem Spiel. Die kommunalen Energieversorger ziehen bis zu 60 Prozent ihres Gewinns aus der Gasversorgung. Daher sei es für sie nahezu unvorstellbar, die Gasnetze einfach stillzulegen, wie es das Habeck-Ministerium perspektivisch skizziert.

Für die wenigsten Stadtwerke gibt es aktuell Alternativen zur flächendeckenden Versorgung ihrer Kunden mit Erdgas. Die Stadtwerke Augsburg machten jüngst Schlagzeilen mit der Ankündigung, ihre Gasnetze „möglicherweise“ stillzulegen. Sie informierten ihre Kunden darüber, dass sie bis zum Jahr 2040 etwa 70 Prozent der Einwohner ihrer Stadt mit einem Wärmenetz versorgen können.

Sofern sich die Verbraucher in einem Gebiet dann mehrheitlich für Fernwärme entscheiden, werde in das dortige Erdgasnetz nicht weiter investiert. Hieße de facto Anschlusszwang für die bisherigen Gaskunden.

Bisher sind nur wenige Gasnetzbetreiber bereit, so weit zu gern wie die Augsburger Stadtwerke.

„Alle wissen, dass die Erdgas-Nachfrage stark sinken wird. Aber es gibt verständlicherweise noch große Vorbehalte, die Konsequenz zu ziehen, das Gasnetz abzuschreiben und den Rückbau zu initiieren“, so Olaf Geyer, Stadtwerke-Experte bei der Unternehmensberatung ADL, gegenüber dem Handelsblatt.

Die Bundesregierung sieht Wasserstoff als Schlüssel zur Energiewende. Könnte er Wasserstoff in Zukunft zum Heizen verwendet und dafür das bestehende Gasnetz genutzt werden?

Diese Idee stößt jedoch auf Widerstand bei Experten. Vor kurzem haben 200 Verbände in einem Warnbrief die 10.753 Kommunen im Land vor Wasserstoff zur Wärmeversorgung gewarnt.

 „Heizen mit Wasserstoff ist wie Duschen mit Champagner“,

wird die Energieexpertin Claudia Kemfert zitiert.

Wasserstoff sei ineffizient, voraussichtlich kaum verfügbar und deshalb langfristig teuer bleibend. Außerdem gefährde Wasserstoff in der Wärmeplanung die nationalen Klimaziele.

Und ifo-Präsident Clemens Fuest kritisierte in der BILD:

„Hier wird der Fehler wiederholt, funktionierende Anlagen abschalten zu wollen, bevor klar ist, ob und wie neue Anlagen funktionieren.“

Er warne daher vor Schnellschüssen.

Quellen: HNA https://www.hna.de/

„Vorzeitiger Rückbau von Gasverteilnetzen vernichtet Kapital“

Die Diskussion um die zukünftige Rolle der Gasverteilnetze sei durchaus notwendig, erklärt der Verband DIE FAMILIENUNTERNEHMER. 

Er befürchtet allerdings ideologische Vorfestlegungen des Wirtschaftsministeriums – auch durch Äußerungen in jüngerer Vergangenheit. Eine diskutierte gesetzlich festgelegte Rückbauverpflichtung bzw. Stilllegungsverpflichtung wäre eine weitere Sackgasse, in die sich das Ministerium selbst manövrieren würde.

In einer Stellungnahme der FAMILIENUNTERNEHMER heißt es:

„Die Gasnetze werden in Zukunft in einigen Fällen eine andere Rolle spielen als heutzutage. Daher ist eine Diskussion um die rechtlichen Rahmenbedingungen durchaus angebracht.

Regelungen wie ein gesetzlich vorgeschriebener Anschlusszwang neuer Gaskunden müssen diskutiert werden.

Die hervorragend ausgebaute Gasnetzinfrastruktur politisch stillzulegen, bevor sichere Alternativen vorhanden und umgesetzt sind, wäre jedoch Wahnsinn. Zumindest das sollten selbst die Grünen inzwischen gelernt haben.

Die Diskussion darüber ist massiv verfrüht – insbesondere vor dem Gesichtspunkt, dass die kommunale Wärmeplanung, auf die die zukünftige Rolle der Gasnetze ja aufbauen sollte, erst 2028 abgeschlossen werden soll.

Warum dieses Diskussionspapier bereits jetzt erscheint, bleibt ein Rätsel. Ein Rückbau wäre ebenfalls sinnlos, ökologisch und ökonomisch völlig kontraprouktiv. Es gibt also sehr gute Gründe, weder Stilllegung noch Rückbau politisch festlegen zu wollen.

Wir raten Wirtschaftsminister Habeck dringend – anders als früher – die Einwände der Experten und der Verbände auch zu berücksichtigen, statt stur die eigene Linie durchzuziehen. Ein Heizungsgesetz-Debatte 2.0 braucht nun wirklich niemand.“

DIE FAMILIENUNTERNEHMER folgen als die politische Interessenvertretung für mehr als 180.000 Familienunternehmen den Werten Freiheit, Eigentum, Wettbewerb und Verantwortung. Die Familienunternehmer in Deutschland beschäftigen in allen Branchen rund 8 Millionen Mitarbeiter und erwirtschaften jährlich einen Umsatz in Höhe von 1.700 Milliarden Euro.

 

 

Kommentare

WORDPRESS: 1
  • St. Gremling vor 5 Monaten

    Wunschdenken, dass die Grünen dazulernen.

    Die sind so selbstverliebt, so überheblich in ihrer ideologischen Denke dass jede rationale Vernunft ausgeschlossen wird.

    Alle Gesetze, federführend von den Grünen durchgepeitscht und von offensichtlich verwirrten SPD Linken durchgewunken, waren gegen den Rat von Experten und Praktikern.

    Die Industrie wird samt Arbeitsplätze an die Wand gefahren, Kraftwerke werden stillgelegt ohne das Alternativen die Versorgung zu bezahlbaren Preisen sichern.
    Das GEG ist Auswuchs der ideologisch verblendeten Habeck Mischpoke die Hausbesitzer enteignet und unsinnige Invest erfordert.

    Wird Zeit dass die Grünen aus der Politikverantwortung verschwinden.