Im Westen von Fröndenberg soll auf einer 12 Hektar großen landwirtschaftlichen Fläche ein Gewerbegebiet erschlossen werden. Es gab jahrelange Diskussionen und Streit darüber, letztlich hat der Stadtrat das „Gewerbegebiet Schürenfeld“ (HIER alle Infos darüber) beschlossen.
Zugleich beschloss der Fröndenberger Rat in der letzten Sitzung des alten Jahres eine massive Erhöhung der Grundsteuer B: Mit fast 900 Punkten sprang die Ruhrstadt vom bisherigen kreisweiten Mittelfeld auf den zweiten Platz knapp hinter Bönen (940 v. H.) und vor Schwerte (880) und auch Unna (835 Punkte).
Gegen das gleichzeitig geplante Gewerbegebiet, das mit Kosten von voraussichtlich über 17 Millionen Euro veranschlagt wird, regte sich schon vorher massiver Widerstand, der jetzt in Form einer Online-Petition öffentlich wird und um Unterstützer wirbt.
In der Petition auf Change.org (HIER zu lesen und zu unterzeichnen) erläutert die Initiatorin ihre Beweggründe wie folgt:
An die Ratsmitglieder und die Bürgermeisterin der Stadt Fröndenberg/ Ruhr
Wir, die unterzeichnenden Bürgerinnen und Bürger, setzen uns entschieden gegen die geplante Versiegelung einer fruchtbaren Ackerfläche von 12 Hektar auf dem Schürenfeld in Fröndenberg durch ein sinnloses Gewebegebiet ein.
Dieses Vorhaben bedeutet nicht nur eine massive Steuergeldverschwendung, sondern bringt auch erhebliche negative Auswirkungen für die Anwohner, die Umwelt und langfristig die finanzielle Situation der Stadt mit sich.
Die Fakten im Überblick:
1. Steuergeldverschwendung: Die Stadt Fröndenberg plant, ein Gewerbegebiet auf dem Schürenfeld zu errichten, was die Steuerzahler voraussichtlich weit über 17 Millionen Euro kosten wird. Dies steht im deutlichen Missverhältnis zu den erwarteten Einnahmen von lediglich 8,4 Millionen Euro. Auch um das verlustreiche Gewerbegebiet zu bezahlen, hat die Stadt Fröndenberg für 2024 die Erhöhung der Grundsteuer beschlossen – das belastet uns alle! Ohne die immensen Verluste durch das Schürenfeld wäre diese Erhöhung vielleicht unnötig.
2. Schäden für unsere Gesundheit: Die Anwohner an der B233 sind jetzt schon gesundheitlichen Risiken ausgesetzt und müssen sich durch das geplante Gewerbegebiet mit noch mehr Lärm, Gestank, Erschütterung und Luftschadstoffen durch LKW-Verkehr und Produktion aussetzen. In der Nacht entsteht zudem für Mensch und Tier schädliche Lichtverschmutzung durch Flutlichtanlagen. Ohne die Bebauung würden die Anwohner diesem zusätzlichen Stress vor der Haustür nicht ausgesetzt sein.
3. Auswirkungen auf den Verkehr: Die Autofahrer müssen sich auf noch mehr Staus der jetzt schon überlasteten B233 einstellen, denn eine neue Ampelanlage regelt dann den zunehmenden Verkehr – vor allem auch von LKW. Die massiven Rückstaus belasten schon jetzt arbeitstäglich! Diese Verschlechterung der Verkehrssituation sowie die massiven Nachteile für Wirtschaft, Umwelt und Gesundheit ließen sich vermeiden, wenn der Bau erst gar nicht gestartet würde.
4. Gefahren für die Umwelt: 17 Fußballfelder – so viel Fläche wird unnötig versiegelt, während bestehende Gebäude und bereits erschlossene Gewerbeflächen in den anderen Gewerbegebieten hier in Fröndenberg ungenutzt verfallen und brach liegen.
Das bedeutet gesteigerte Gefahren bei Wetterextremen: Überschwemmungen durch Starkregenereignisse und zu wenig Versickerungsmöglichkeiten nehmen Jahr für Jahr zu und bedrohen unsere Häuser. Die Trockenheit belastet unsere Gärten, unsere Gesundheit und die Natur. Versiegelte Böden können die Feuchtigkeit nicht speichern und nach und nach wieder abgeben.
Auch unser Trinkwasser aus dem Wasserschutzgebiet der Ruhr ist gefährdet. Die Stadt verliert ihre Attraktivität und ihren besonderen Namen als Erholungsgebiet. Tiere und Pflanzen verschwinden, weil ihr Lebensraum zerstört wird. Ohne Gewerbegebiet erhalten wir wertvolle und fruchtbare Böden, die einen wichtigen Ausgleich bei längeren Trockenperioden bilden und Menschen einladen die Umgebung zu genießen.
Ist das wirklich nötig? Der Realitätscheck:
Hilft das Gewerbegebiet bei der Stadtentwicklung? Hat das Gewerbegebiet wirklich positive strukturelle Effekte? Nein, denn …
- die Bevölkerung altert und nimmt stark ab, es besteht also kein wachsender Bedarf an mehr Gewerbeflächen bzw. haben die Anwohner andere Nöte. In Fröndenberg gibt es doppelt so viele Sterbefälle wie Geburten!
- bei Mangel an Fachkräften und Unternehmern ist die Schaffung von Arbeitsplätzen kein Argument. Viele Firmen schließen, Gewerbeflächen stehen leer.
- freie Gewerbegrundstücke sind bereits ausreichend verfügbar: Im Kreis Unna und Menden gibt es 229 Hektar zum Kauf. Zudem liegen direkt in Fröndenberg weitere 18 Hektar an bestehenden Gewerbegebieten brach, davon stehen aktuell 7 Hektar zum Verkauf am Ohlweg/ Hauptstraße.
- wir wissen, dass Klimafolgen dreimal teurer sind als jetzt zu handeln! Hier haben wir durch die Verhinderung der Versiegelung eine konkrete Möglichkeit zu handeln! Überschwemmungen, extreme Hitze und fehlende Ressourcen verursachen Kosten und belasten unser Portemonnaie dauerhaft.
- die Planungen sind 10 Jahre alt, die Vorplanungen sogar noch weit älter. 10 Jahre in denen sich die Welt und die Rahmenbedingungen stark verändert hat. Damals wie heute wurde keine Wirtschaftlichkeitsberechnung durchgeführt und ohne eine belastbare Grundlage entschieden. Die Bedarfsplanung ist überaltert, massive Kostensteigerungen in allen Bereichen erfordern heute umso mehr verantwortungsvollen Umgang mit unseren Steuergeldern. Allein Arbeitsplätze und Gewerbe erfinden sich ortsunabhängig neu. Straßen halten dem Stress nicht stand. Zudem werden die gesetzlichen Klimaschutzziele durch Versiegelung und Energieverbrauch weit verfehlt und gefährden uns alle.
Unsere Forderungen an die Politikerinnen und Politiker:
1. Stoppen Sie die Steuergeldverschwendung: Wir fordern Sie auf, das geplante Gewerbegebiet auf dem Schürenfeld zu stoppen. Nutzen Sie die bereits ausreichend vorhandenen und erschlossenen Flächen und folgen Sie Ihren selbst ausgerufenen Zielen, den Flächen- und Gebäudebestand zu nutzen.
2. Investieren Sie in die Menschen: Anstatt Millionen in ein überflüssiges Gewerbegebiet zu investieren, fordern wir lohnende Investitionen für die Menschen in Fröndenberg, die wirklich einen Mehrwert für die Gemeinschaft bringen.
3. Schützen Sie unsere lebenswerte Zukunft: Berücksichtigen Sie die Umweltauswirkungen auf unsere Gesundheit bei Ihrer Stadtplanung. Stehen Sie zu unserer „Stadt mit Aussicht“ und Ihrem im Jahr 2019 selbst ausgerufenen Klimanotstand. Schützen sie die schöne Natur und unser Trinkwasser – und damit uns, die Menschen, die hier leben.
4. Richten Sie das Projektziel neu aus: Gestalten Sie einen zeitgemäßen, positiven Strukturwandel in Fröndenberg. Zum Beispiel mit einer profitablen Freiflächen-Photovoltaikanlage mit Biotop, die 6.000 Haushalte mit günstigem und regenerativem Strom versorgen kann. Es gibt lohnende Alternativen, von denen nicht nur die Anwohner profitieren, sondern auch das Ansehen der Kommune als zukunftsgewandter Lebensort!
5. Hören Sie auf uns: Wir fordern eine ehrliche inhaltliche und transparente Auseinandersetzung mit den Kosten- und Ertragsrechnungen des Projekts.
Schlusswort:
Als Unterzeichnende stehen wir gemeinsam ein für eine nachhaltige, verantwortungsvolle Stadtentwicklung und wollen unbedingt die unnötige Verschwendung von Steuergeldern verhindern. Wir appellieren an die politischen Verantwortlichen in Fröndenberg, im Sinne der Bürgerinnen und Bürger (ihrer Wähler!) zu handeln und das Projekt Schürenfeld zu überdenken.
Warum mache ich das?
Ich, Julia Gungl, habe eine Stimme. Als Fröndenberger Bürgerin mache ich mich stark für eine lebenswerte Zukunft. Fröndenberg als „Stadt mit Aussicht“ steht für Naherholung im Grünen, Familienfreundlichkeit und Lebenswerte. Das Gewerbegebiet Schürenfeld zu bauen, bedeutet für mich eine Fehlentscheidung, die meine Lebensqualität und Gesundheit beeinträchtigt. Ich habe es satt, Verluste von Dingen hinzunehmen, die mir wichtig sind.
Im Jahr 2023 habe daher aufgehört über „die da oben“ zu schimpfen. Das enttäuschte Vertrauen auf ein ökonomisches und ökologisches Handeln hat mich motiviert, mich konkret und gemeinnützig selbst zu engagieren.
Ich bin Architektin und Immobilienmanagerin und habe mich tief in das Projekt „Gewerbegebiet Schürenfeld“ eingearbeitet. Ich wollte verstehen. Schnell aber haben meine Recherchen Missstände offengelegt. Mit der Unterstützung eines Betriebswirtes und eines Sachverständigen für Grundstücksbewertung habe ich die Ergebnisse fachlich untermauert und allen Fraktionen umfassend persönlich vorgestellt.
Es gab viele Gespräche und anfängliches Interesse, das 10 Jahre alte Vorhaben in Hinblick auf den Klimawandel und die hohe Neuverschuldung neu zu bewerten. Aber jetzt sind da Mauern entstanden: die Mehrheit der Ratsmitglieder will sich damit nicht mehr inhaltlich auseinandersetzen und die Kosten- und Ertragsrechnung rechnerisch überprüfen. Es gibt keine belegbaren und tragfähigen Gegenargumente, die für die Bebauung sprechen. Es scheint für die Verantwortlichen ein lästiges Thema zu sein, das bereits abgehakt ist und ohne Sinn für die veränderten Zeiten durchgezogen werden soll. Es herrscht keine Transparenz über eventuelle Interessenten. Niemand gibt Auskunft und stellt sich einer basisdemokratischen Debatte, dabei ist genau das doch unser Recht!
Eigentlich wollte ich keine Petition starten, ich dachte meine Argumente seien so offensichtlich, dass umgedacht werden muss. Aber die sinnlose Starrheit und das Festhalten an lang in der Vergangenheit liegenden Entscheidungen ist stärker. Daher meine Bitte an alle Bürgerinnen und Bürger, an alle Interessierte: Lassen sie uns gemeinsam die Ratsmitglieder dazu bringen, verantwortungsvoll zu handeln und das Projekt zu überdenken.
Wer Details über meine Recherchen erfahren oder das Projekt unterstützen möchte, kann mich gern unter plan.G@gmx.de kontaktieren.
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