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„Für Fröndenberg ist dieses Gewerbegebiet unverzichtbar“: Stadt und WFG Kreis Unna kontern Schürenfeld-Gegnern

„Für Fröndenberg ist dieses Gewerbegebiet unverzichtbar“: Stadt und WFG Kreis Unna kontern Schürenfeld-Gegnern

(Pressekonferenz mit "Faktencheck" zum Gewerbegebiet Schürenfeld: Bürgermeisterin Sabina Müller (SPD), Beigegordneter Günter Freck (CDU, re.), Guido Baranowski vom Technologiezentrum Dortmund.)

 „300 bis 500 Arbeitsplätze pro Hektar“ rechnet Guido Baranowski vom Technologiezentrum Dortmund fürs Gewerbegebiet Schürenfeld aus. Einen „Klebeeffekt für junge Leute“ erhofft sich Bürgermeisterin Sabina Müller (SPD) und argumentiert mit bereits mehreren Dutzend  lokalen und heimischen Bewerberfirmen für eins der noch zu erschließenden Grundstücke.

Kämmerer Günter Freck (CDU) seinerseits erklärt: Mit dem Schürenfeld können wir endlich wieder eigenständige Ansiedlungspolitik machen.“ Und er weist die Prognose „Millionengrab“ ebenso entschieden zurück wie einen Zusammenhang dieser Millionenplanung im Westen der Stadt mit der just um 200 Punkte angehobenen Grundsteuer B. 

Pressekonferenz mit Bürgermeisterin, Beigeordnetem und zwei regionalen Wirtschaftsexperte am heutigen Donnerstagnachmittag, 25. Januar, im Fröndenberger Rathaus.

Mit einem „Faktencheck“ traten Stadt und Wirtschaftsförderungesgesellschaft Kreis Unna (WFG) der jüngst gestarteten Petition gegen das Gewerbegebiet Schürenfeld entgegen.

Ein solcher „Faktencheck“ via Pressekonferenz ist per se ein ungewöhnlicher Konter zu einer Unterschriftensammlung, vor allem, wenn die Sache längst beschlossen ist.

Doch wolle man noch einmal im Detail deutlich machen, so Bürgermeisterin Müller (Bild oben re.), „wie wichtig dieses Gewerbegebiet für Fröndenberg ist. Fröndenberg braucht dieses Gewerbegebiet. Es ist unverzichtbar.“ 

Wie berichtet, sammelt die Initatorin der Online-Petition seit zwei Wochen Unterschriften, um das vom Rat längst beschlossene Vorhaben unmittelbar an der B233 und unweit der A44 doch noch zu stoppen. Sie argumentiert mit Umweltschutz, Klimawandel, Verkehrs- und Lärmbelästigung sowie einer in ihren Augen unverantwortlichem Steuergeldverschwendung. 

Gestoppt wird die Planung nicht mehr, machten die Bürgermeisterin und Dr. Petra Bergmann von der WFG  heute vor der Presse klar: Im Gegenteil, der Zeitplan steht inzwischen ziemlich fest.

Im Spätsommer dieses Jahres soll die Vermarktung der Grundstücke starten, Ende des Jahres die Erschließung beginnen. Mitte 2025 könnten dann die ersten Firmen zu bauen beginnen, skizzierte Dr. Petra Bergmann (Bild unten mit Rudolf Hering, Chef der Elektrofirma Hering.

Fröndenberg habe die niedrigsten Gewerbesteuereinnahmen pro Einwohner im gesamten Kreis, gemeinsam mit Bergkamen, argumentierte Guido Baranowski, Gründungsgeschäftsführer des Technologiezentrums Dortmund (TZDO). „Da müssen Sie dringend was tun.“

Nur 21 Prozent der Fröndenberger Arbeitnehmer arbeiteten in Fröndenberg, auch an dieser hohen Auspendlerquote müsse dringend etwas geändert werden, ergänzte Baranowski.

Schließlich, so erklärte Bürgermeisterin Müller, wolle man nicht nur für Ältere attraktiv sein (25 Prozent der Fröndenberger Einwohner sind über 65 Jahre – der Bundesschnitt liegt bei 22 Prozent):

„Wir haben als Stadt ein großes Interesse an jungen Menschen.“

Sei es, dass sie nach ihrem Schulabschluss direkt hierbleiben und vor Ort ihre Ausbildung machen, oder, dass sie nach ihrer Ausbildung oder ihrem Studium nach Fröndenberg zurückkehren und hier eine Familie gründen.  „Fröndenberg hat vieles, was für junge Familien attraktiv ist“, ist Sabina Müller überzeugt, nennt das gute Schul- und Kita-Angebot oder die umfangreichen Sportmöglichkeiten. „Entscheidend ist aber auch der Faktor Arbeitsplätze.“ 

Der Faktor Arbeitsplätze soll deshalb auch ein entscheidendes Kriterium dafür sein, welche Betriebe sich auf dem Schürenfeld ansiedeln dürfen, welche „zum Zug kommen“, so die Bürgermeisterin. Denn es gebe bereits mehr Interessenten (über 30) als Grundstücke.

Die gewünschten Firmen sollen möglichst aus der Region kommen und „innovativ unterwegs sein“. Sprich: Logistik mit reiner Anlieferung „schließen wir aus“. Im Hauptausschuss am 21. Februar soll ein entsprechender Anforderungskatalog vorgestellt und beschlossen werden.

Die Vermarktung der Grundstücke werde preislich „oberhalb von 100 Euro“ liegen, sagte Kämmerer Günter Freck, anders wären die Erschließungs- und Planungskosten nicht darstellbar. Er schließt mit dem vielleicht wichtigsten Argument der Stadt:

„Mit dem Schürenfeld können wir nach langer Zeit endlich wieder eigenständige städtische Ansiedlungspolitik machen. Denn wir haben schlicht und einfach sonst keine Flächen.“

Für Rudolf Hering, dem Chef von Elektro Hering Fröndenberg, kommt das Schürenfeld deshalb „leider zu spät“: In Ermangelung von Erweiterungsfläche in Fröndenberg wird die Fröndenberger Traditionsfirma noch in diesem Jahr im Gewerbegebiet Hämmer in Menden neu bauen – und sich aus der Ruhrstadt verabschieden. Rudolf Hering, der bei der Pressekonferenz dabei war, unterstrich nochmals: „Wir wären am liebsten hiergeblieben.

Der „Faktencheck“ der Stadt als Konter gegen die Petion

 

 

Kommentare

WORDPRESS: 5
  • schmunzler vor 6 Monaten

    Die erste Frage in der freien Wirtschaft bei solchen Projekten: Hat man schon ernsthafte Interessenten, die auf den 12 Hektar bis zu 500 Arbeitsplätze pro Hektar generieren wollen? Oder sind das erst einmal geschätzte „Luftzahlen“. Die Planungen für das Gebiet begannen ja vor dem Abschalten der Wirtschaft mit Coronamaßnahmen, dem Krieg gegen Russland und dem kappen von ungefähr 40% der deutschen Energieimporte. Hat man schon 2010 oder 2019 eingeplant, das sich 2024 die deutsche Wirtschaft auf Talfahrt in eine schwere Wirtschaftsrezession befinden wird? Der Blick oben vom Berg über das Gelände in das Ruhrtal hinein in die Berge und Wälder des Sauerlandes ist ein Traum. Zwischen den zahlreichen Quellen, die dort alle paar hundert Meter runter in die Ruhr fließen, hat sich dort eine wunderschöne Natur- und Tierwelt entwickelt. Rotmilane, Reiher, Wildgänse, Wildfasane, Schwäne, Komorane oder Greifvögel rasten dort. Ein Industriegebiet mit über 5000 Mitarbeiter würde die Landschaft und die umgehende Infrastruktur mit den angrenzenden Ortsteilen Ardey, Billmerich, Dellwig, Strickherdicke oder Altendorf massiv verändern. Der Verkehr auf der B233 und der Ruhrbrücke hat in den letzten Jahren massiv zugenommen.
    Die Verwahrlosung der Zugstrecke Fröndenberg/Unna kommt nun als weiterer Faktor hinzu. Eigendlich müßte mit dem neuen Industriegebiet auch die komplette Verkehrsinfrastruktur drum herum neu gedacht werden. Das Ruhrgebiet hat sich in den letzten Jahren massiv Richtung Osten ausgeweitet und wie in Essen, Bochum oder Dortmund wird auch die B1 in Unna immer mehr zur sozialen Trennung zwischen dem armen Norden im Ballungsgebiet und dem reichen Süden des Ruhrgebietes. Das kleine Fröndenberg sollte sich aufgrund seiner Lage langfristig auf seinen Naherholungswert am Speckgürtel eines der größten Wirtschaftszentren Europas konzentrieren. Da liegt die Zukunft. Sonst wird es von ihm verschluckt :-).

  • schmunzler vor 6 Monaten

    Zitat: „Durch eine verkehrsabhängige Steuerung mit Phasenanforderung kann das Verkehrsaufkommen im Zuge der B233 problemlos abgewickelt werden. Um Wartezeiten im Bereich der Lichtsignalanlage zu minimieren hat die WFG die Planung und Programmierung der Lichtsignalanlage von einem Fachbüro beauftragt.“ Das bedeutet übersetzt, es gibt kein Gesamtplan! Regionale Strukturpolitik: Der 10 jährige Umbau des internationalen Autobahndrehkreuzes Unna und die autofreie Innenstadt Unna in der Nähe werden den Fern- und Regionalverkehr auf der Straße weiter massiv in die unmittelbare Umgebung umlenken und auch im Süden Richtung B233 drücken. Die Strecke an der Ruhr entlang von Schwerte zu dem neuen Industriegebiet ist defekt. Die Ruhrbrücke zwischen Fröndenberg und dem Industriegebiet überlastet. Der Weg von Fröndenberg über Ardey zu dem neuen Industriegebiet endet am überlasteten Verkehrsknotenpunkt Ruhrbrücke. Der Weg von Unna zu dem neuen geplanten Industriegebiet führt über das berühmte enge Nadelohr an der B1 und am Lidl entlang. Der Weg über Billmerich zu dem neuen Industriegebiet wurde zur Tempo 10 Dorfschwellenstraße umgebaut. Die Eule zwischen Fröndenberg und Unna noch mehr. Die Zugstrecke zwischen Fröndenberg und Unna vergammelt. Dazwischen will man nun über 5000 Pendlerarbeitsplätze mit zusätzlicher Logistik ansiedeln! Die Ruhrbrücke ist ein entscheidender Faktor für den freien Güter- und Warenverkehr zwischem dem Sauerland und dem östlichen Ruhrgebiet. Ich stell mir jetzt schon manchmal vor, wenn sie mal ausfallen sollte. Ein brennender Tanklaster dort oder ein anderer schwerer Unfall und die Region kommt zum erliegen. Ein idealer Ort für Klimakleber. Wollen wir auch mal nicht hoffen, das dort plötzlich Baumängel auftreten. Auch wenn sich Vetreter der „Grünen Transformation“ darüber freuen dürften.

  • schmunzler vor 6 Monaten

    Zitat: „Der Faktor Arbeitsplätze soll deshalb auch ein entscheidendes Kriterium dafür sein, welche Betriebe sich auf dem Schürenfeld ansiedeln dürfen, welche „zum Zug kommen“, so die Bürgermeisterin. Denn es gebe bereits mehr Interessenten (über 30) als Grundstücke.“ Bei so einem Millionenprojekt müssen belastbare Fakten auf den Tisch: Welche Interessenten ??? Vor allem auch von welcher Qualität? Mit welchen Folgen auf die Infrastruktur? Das muß bei so einer Steuerinvestition transparent gemacht werden. Erst dann sollte weitergebaut werden.

  • schmunzler vor 6 Monaten

    Zitat: „Ein Großteil der angefallenen Kosten ist bereits entstanden. ……….Aus einigen erteilten Aufträgen resultieren zudem zukünftige Verpflichtungen, die weitere Kosten auslösen.“ Das bedeutet übersetzt: Wir müssen das Projekt schon deshalb durchführen, weil wir es begonnen haben. Alleine 5 Millionen Steuergelder sind bereits jetzt schon an Behörden verteilt worden, bevor überhaupt der erste Cent in dem neuen Industriegebiet verdient wird.

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