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Energiepreis ist erstmals größter Risikofaktor für die heimische Wirtschaft

Energiepreis ist erstmals größter Risikofaktor für die heimische Wirtschaft

Erstmals schätzen die Unternehmen der Ruhr- und Hellwegregion die steigenden Energiekosten als größtes Geschäftsrisiko ein. Fast gleichauf damit: der Fachkräftemangel.

 Das zeigen die Ergebnisse der aktuellen Konjunkturumfrage der IHKs im Ruhrgebiet, die heute (26. Oktober) in Gelsenkirchen vorgestellt wurden.

Die weitere Entwicklung steht auf unsicheren Beinen:

„Vor allem die Kombination aus Lieferengpässen und steigenden Preisen sowie der Fachkräftemangel drosseln den Konjunkturmotor und sorgen dafür, dass die Ruhrwirtschaft nicht mit voller Drehzahl fahren kann“, resümiert Unternehmer Lars Baumgürtel, Vizepräsident der IHK Nord Westfalen. An der Umfrage der Ruhr-IHKs, die als größte Konjunkturumfrage des Ruhrgebiets gilt, haben rund 800 Unternehmen mit 104.000 Beschäftigten teilgenommen.

Die steigenden Energie- und Rohstoffpreise werden dabei von den Unternehmen im Ruhrgebiet erstmals als größtes Geschäftsrisiko eingeschätzt. Fast 60 Prozent der Unternehmen sehen dadurch die zukünftige Entwicklung ihres Unternehmens gefährdet.

Der Anteil dieser Unternehmen hat sich innerhalb von zwei Jahren verdoppelt. Im Herbst 2019 vor Ausbruch der Corona-Pandemie zählten sie lediglich für 29 Prozent zu den größten Risiken.

Aktuell fast gleichauf im Ranking der Konjunkturrisiken liegt mit 58 Prozent der Fachkräftemangel. „Dass die Energie- und Rohstoffpreise aktuell als größeres Risiko bewertet werden, darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass der Anteil der Unternehmen, die im Fachkräftemangel ihr größtes Problem für ihre Entwicklung sehen, nochmals gestiegen ist“, betonte Baumgürtel. Vor der Coronakrise im Herbst 2019 lag der Anteil bei 56 Prozent.

Insgesamt hat sich die Stimmung in der Ruhrwirtschaft gegenüber der vorherigen Umfrage zum Jahresbeginn jedoch „spürbar aufgehellt“, resümierte Baumgürtel, auch wenn nicht alle Branchen gleichermaßen über den Berg seien: „Die Geschäfte laufen mehrheitlich wieder gut oder zumindest befriedigend.“ Der Anteil der Betriebe, die von schlechten Geschäften berichten, ist seit dem Jahresbeginn von gut einem Viertel auf aktuell 13 Prozent zurückgegangen. Umgekehrt stieg beinahe ebenso stark der Anteil derjenigen, die ihre Geschäftslage als gut bezeichnen von 28 auf 41 Prozent. Fast die Hälfte (46 Prozent) ist zufrieden. Nicht ganz so eindeutig sind die Verschiebungen bei den Geschäftserwartungen: Während der Anteil der Unternehmen, die von schlechteren Geschäften in den nächsten Monaten ausgehen, von 28 auf 14 Prozent gesunken ist, stieg der Anteil der Optimisten, die bessere Geschäfte erwarten, nur von 25 auf 29 Prozent. Deutlich über die Hälfte (56 Prozent) geht von einer gleichbleibenden Entwicklung aus.

Unterm Strich zeigt der IHK-Konjunkturklimaindikator, der Lage und Erwartungen der Unternehmen in einem Wert zusammenfasst, aber klar nach oben: „Dank starker Nach- und Aufholeffekte“, wie IHK-Vizepräsident Baumgürtel betonte, kletterte der Indikator von 98 Punkten zum Jahresbeginn auf nunmehr 121. Er liegt damit nicht nur deutlich über dem langjährigen Durchschnitt (114), sondern auch über dem Wert vor Ausbruch der Corona-Krise im Herbst 2019 (110). Mit der konjunkturellen Erholung entspannt sich auch die finanzielle Situation: Immerhin 70 Prozent der Unternehmen berichten, dass ihre Finanzlage unproblematisch ist. Zum Jahresbeginn waren es 56 Prozent.

„Angesichts der Lockerungen der Corona-Schutzmaßnahmen haben die meisten Unternehmen offenbar wieder Mut und Zuversicht geschöpft“, sagte Baumgürtel. Dazu passt die steigende Investitionsbereitschaft: Fast jedes dritte Unternehmen (29 Prozent) plant höhere Ausgaben am heimischen Standort. Für Baumgürtel liegen die Gründe auf der Hand: „Nachholeffekte, Reaktionen auf Lieferprobleme, digitale Transformation, Bewältigung der Energiewende.“ Aufgrund der Nachholeffekte bleibt aus Sicht der IHKs aber „noch unklar, ob hier eine größere Dynamik entstehen kann, die länger trägt“, zumal ein beachtlicher Teil der Unternehmen vor allem in Ersatzbeschaffungen investieren will (70 Prozent).

Aktuell kaum abzusehen sei angesichts zunehmender Lieferengpässe bei Rohstoffen und Vorprodukten zudem, ob der Export wieder stärkere konjunkturelle Triebkraft entwickeln kann, zumal das Auslandsgeschäft seit der Finanzkrise mit immer neuen Herausforderungen konfrontiert werde. Aber immerhin mehr als jedes vierte Unternehmen rechnet mit steigenden Umsätzen im Auslandsgeschäft.

Letztendlich steigt mit der verbesserten Geschäftslage auch der Personalbedarf der Unternehmen im Ruhrgebiet. Jeder vierte Betrieb will die Zahl der Beschäftigten erhöhen, nur noch jeder neunte Betrieb plant Freistellungen in den nächsten Monaten. „Damit dürfte sich der Arbeitsmarkt im Ruhrgebiet weiter erholen“, folgert Baumgürtel.

Internet-Tipp: 107. Konjunkturbericht der IHKs im Ruhrgebiet, www.ihks-im-ruhrgebiet.de – Ergebnisse der gemeinsamen Umfrage der IHKs Dortmund, Duisburg, Essen, Mittleres Ruhrgebiet und Nord Westfalen (Emscher-Lippe-Region)

Quelle: IHK Nord Westfalen

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