„So wird das nichts mit der Pflegereform“ – BAGSO kritisiert Überlegungen der Bundesregierung, den Pflegegrad 1 abzuschaffen:
Im Zuge der Reformbemühungen in der Langzeitpflege hat die Bundesregierung offenbar in Erwägung gezogen, den Pflegegrad 1 zu streichen, kritisiert die BAGSO – Bundesarbeitsgemeinschaft der Seniorenorganisationen.
„Davon wären aktuell mehr als 800.000 Menschen betroffen. Wir lehnen eine solche Streichung der Leistungen entschieden ab.“
Kanzleramtsminister Thorsten Frei (CDU) hat ausweichend auf Berichte über eine mögliche Abschaffung des Pflegegrads 1 reagiert. Die Arbeitsgruppe für eine Pflegereform werde in ein paar Wochen ihre Ergebnisse vorlegen, antwortete Frei in der ARD-Sendung „Maischberger“ auf eine entsprechende Frage.
„Wir werden ein paar Dinge ändern müssen“, so Frei. Dazu zwängen die demografische Entwicklung und der medizinische Fortschritt.
Auf die Frage, ob eine Abschaffung des Pflegegrads 1 die Lösung sei, antwortete Frei: „Ich kenne niemand aus der Koalition, der den Vorschlag gemacht hat.“ Bundesgesundheitsministerin Nina Warken (CDU) sei es nicht gewesen.
Die Seniorenorganisation ist gleichwohl alarmiert. Sie fordert eine echte Reform des Pflegesystems, die vor allem die Qualität der Leistungen sicherstellt und die finanziellen Eigenanteile der Betroffenen deutlich begrenzt. Der Fokus einer solchen Reform müsse auf der Vermeidung und Verzögerung von Pflegebedürftigkeit liegen und die Pflege muss nah an den Bedarfen der Betroffenen gestaltet werden – vor Ort in den Kommunen, so die BAGSO-Vorsitzende Regina Görner.
„Die aktuellen Überlegungen, Leistungen einfach zu streichen, um Geld zu sparen, zeigen, dass die Bundesregierung noch nicht verstanden hat, worum es geht. So wird das nichts mit der Pflegereform.“
Die BAGSO fordert seit langem, ein System der Versorgung zu schaffen, das zunächst die Potenziale nutzt, um das Eintreten von Pflegebedürftigkeit möglichst lange hinauszuzögern und die Schwere der Pflegebedürftigkeit so weit und so lange wie möglich zu reduzieren. Dazu müssen Prävention und Rehabilitation eine sehr viel stärkere Rolle in der Pflege spielen.
Genau dazu hatte die Einführung des Pflegegrades 1 beigetragen, der die Selbstständigkeit von Pflegebedürftigen fördert, einen Verbleib in der eigenen Häuslichkeit ermöglicht und pflegende Angehörige entlastet.
Auch Menschen mit Demenz konnten so frühzeitig in das Versorgungssystem eingegliedert werden. Die BAGSO ruft die Bundesregierung auf, sich jetzt nicht wieder für ein planloses Schließen von Finanzlücken zu entscheiden, sondern die grundlegenden Probleme zu lösen. Sie appelliert erneut an die Politik, eine stärker präventiv-rehabilitative Versorgungskultur zu etablieren, die Pflegebedürftigkeit nicht tatenlos abwartet und dann deren Folgen irgendwie finanzieren muss. Dadurch könnten auch die immensen Kosten hochgradiger Pflegeversorgungen, die meist stationär stattfinden, nachhaltig reduziert werden.
Mit Beantragung des Pflegegrades 1 können Menschen mit verhältnismäßig geringen gesundheitlichen Einschränkungen bis zu 131 Euro im Monat erhalten, um unterstützende Leistungen in Anspruch zu nehmen, die ihre Selbstständigkeit erhalten und die Pflege entlasten.
Über die BAGSO
Die BAGSO – Bundesarbeitsgemeinschaft der Seniorenorganisationen vertritt die Interessen der älteren Generationen in Deutschland. Sie setzt sich für ein aktives, selbstbestimmtes und möglichst gesundes Älterwerden in sozialer Sicherheit ein. In der BAGSO sind mehr als 120 Vereine und Verbände der Zivilgesellschaft zusammengeschlossen, die von älteren Menschen getragen werden oder die sich für die Belange Älterer engagieren.

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