+++ UPDATE am 30. Januar – eine Ergänzung: Correctiv hat zwischenzeitlich auch Passagen auf seiner Homepage abgeändert. Wir weisen dazu auf dieses Video hin:
Bei einem geheimen Treffen Identitärer und Politiker von AfD und CDU sollen millionenfache „Deportationen“ geplant worden sein:
Diese Behauptung wurde nach dem „Correctiv“-Bericht über einen „Geheimplan Deutschland“, der am 10. Januar veröffentlicht wurde, von zahlreichen Medien und auf Demonstrationen gegen die AfD übernommen.
So auch auf den beiden Kundgebungen in Unna, die am 21. Januar die Europapartei Volt und am 26. Januar der Runde Tisch gegen Gewalt und Rassismus veranstaltet hatten.
Bei letzterer Demonstration am vergangenen Freitag vor mehreren Tausend Menschen sprach Bürgermeister Dirk Wigant (CDU) in seiner Demo-Rede selbst von der Gefahr, dass Menschen „deportiert“ werden sollten.
Der Begriff „Deportation“ wird mit den Massentransporten von Juden in die Vernichtungslage der Nationalsozialisten verbunden. Er beinhaltet daher schwerwiegendste Vorwürfe von unvorstellbar grausamen Massenmorden, von millionenfacher Vernichtung.
Wurde das Wort von Massendeportationen bei jenem Treffen in einer Potsdamer Villa daher wirklich verwendet, und wenn ja, in welchem konkreten Zusammenhang?
Dazu erklärten zwei „Correctiv“-Reporter am Sonntag (28. 1.) im ARD-Presseclub (HIER das Video der Sendung), dass die Redaktion selbst nicht behauptet hat, dass bei dem Treffen von „Deportation“ oder „deportieren“ die Rede gewesen sei.
„Wir haben auch nicht von Deportationen gesprochen oder so. Das wurde dann von denen, die es interpretiert haben …“ eingeführt – sagte die stellvertretende Correctiv-Chefredakteurin Anette Dowideit im Presseclub.
Tatsächlich lässt sich das anhand des Originalbeitrags nachprüfen. Darin wird „vermutet“, dass Gesprächsteilnehmer Deportationen gemeint haben könnten. Es wird aber nicht behauptet, diese Worte seien gefallen. // Edit: Wir haben diese Passage am 29. 1. um 18 Uhr angepasst.
Wer hat diesen Begriff dann in die Welt gesetzt, und welche Motivation steht dahinter?
Die Frage musste sich auch die Redaktion der „Tagesschau“ stellen lassen, in deren Anmoderation am 22. Januar die Formulierung „Berichte über Deportationspläne“ gewählt wurde.
Diese Berichte, so der Text in der Tagesschau, seien der Ausgangspunkt für die Demonstrationen gegen Rechtsextremismus gewesen.
Das Recherchenetzwerk Correctiv, das zuerst über das Potsdamer Treffen berichtete, spricht in seinem Text nicht wörtlich von „Deportationsplänen“. Es wird jedoch der Gedanke formuliert, dass es möglicherweise darauf hinauslaufen könnte:
„Was Sellner entwirft, erinnert an eine alte Idee: 1940 planten die Nationalsozialisten, vier Millionen Juden auf die Insel Madagaskar zu deportieren. Unklar ist, ob Sellner die historische Parallele im Kopf hat“,
heißt es im Correctiv-Text.
In der medialen Berichterstattung und auf Kundgebungen wurde der Begriff „Deportation“ oder auch „Massendeportationen“ ohne Belege teils als Tatsachenbehauptung übernommen und weitergetragen.
Er findet sich auf Protestplakaten von Demoteilnehmern wieder sowie in Kundgebungsreden wie am vorletzten Sonntag und am vergangenen Freitag in Unna.
Die Tagessschau erklärte sich dazu wie folgt: Sie habe die Formulierung gewählt, dass bei diesem Treffen über solche Pläne gesprochen „worden sein soll“.
Den Unnaer Bürgermeister hat unsere Rundblick-Partnerredaktion um eine Stellungnahme zur seinem Demo-Auftritt angefragt. Eine Antwort stand am Montagabend noch aus.
Der Begriff „Deportation“ beschreibt die zwangsweise Aus- oder Umsiedlung von Bevölkerungsgruppen und ist ein aus zahlreichen historischen Kontexten belasteter Begriff. Weiterführende Hintergrundinformationen dazu finden Sie hier.
Völkerrechtlich gelten Deportationen als Verbrechen gegen die Menschlichkeit bzw. Kriegsverbrechen.
Was die AfD im Anschluss an den Correctiv-Bericht dazu erklärte, ist etwa bei René Springer, Bundestagsabgeordneter der AfD, nachzulesen. Er schrieb am 10. Januar in einem Post auf X:
„Wir wollen Ausländer in ihre Heimat zurückführen. Millionenfach. Das ist kein Geheimplan. Das ist ein Versprechen.“
Kommentare
[…] Lesen Sie bei Interesse HIER weiter. […]
[…] sich in dieser Rede für ein Verbotsverfahren aussprach. Auch übernahm er in seiner Ansprache den historisch schwer belasteten Begriff „deportieren“, von dem bisher lediglich vermutet wi…dass er bei dem „Geheimtreffen“ mit Rechtsradikalen und AfD-Politikern im November in […]
Sie schreiben:
„Dazu erklärten zwei „Correctiv“-Reporter am Sonntag (28. 1.) im ARD-Presseclub (HIER das Video der Sendung), dass der Begriff „Deportation“ oder „deportieren“ in dem Bericht selbst kein einziges Mal auftaucht. Tatsächlich lässt sich das unschwer anhand des Originalbeitrags nachprüfen.“
— „kein einziges Mal“ sogar in Fett-Schrift. Ich klicke den Link, suche mit STRG-F nach „deport“ und finde auf Anhieb „Was Sellner entwirft, erinnert an eine alte Idee: 1940 planten die Nationalsozialisten, vier Millionen Juden auf die Insel Madagaskar zu deportieren.“ im Correctiv-Artikel. Ganz zu schweigen von den anderen Publikationen von Correctiv in dem Zusammenhang, wo der Begriff x-fach fällt, auch nicht nur als Vergleich. — Machen Sie nur so weiter mit Ihrer unabhängigen „Berichterstattung“, ich fühle mich als Leser einfach nur noch veralbert.
Hallo Thomas, Sie haben Recht, wir haben uns nicht klar genug ausgedrückt. Der Begriff taucht im Corretivbericht als „Vermutung“ auf, aber nicht als im Gespräch der Akteure gefallen. Es bleibt bei der Quintessenz, dass Correctiv nicht behauptet, dass die Teilnehmer an dem „Geheimtreffen“ den Begriff verwendet haben. Die Redaktion VERMUTET lediglich, dass Sellner es GEMEINT haben könnte. Und diese Vermutung wurde medial weitergetragen und zur Tatsache verkehrt. Und von „anderen Publikationen“ von Correctiv, die Sie monieren, ist in unserem Artikel nicht die Rede. Sie sollten uns schon sauber kritisieren und nicht Ihrerseits mit Unterstellungen arbeiten. VG von der Redaktion.
@Thomas: Wenn schon die Correctiv Vizechefin darauf hinweist, das von den Medien hinzugedichtet wurde, das beim Treffen wortwörtlich über „Deportationen“ gesprochen wurde und sie weiterhin sich dieses Narrativ mühselig zusammen basteln. Über einen Begriff, den Bundezkanzler Scholz im Zusammenhang mit Abschiebungen genannt hat. Was haben sie damit vor?
Sie haben schon mitbekommen, dass Correctiv heute sogar zufällig die eigene Website hinsichtlich des Begriffs Deportation überarbeitet hat?
Dieser Artikel war ja nicht die einzige Publikation von Correctiv diesbezüglich. Schmunzeln Sie nur weiter.
@Thomas: Die Vizechefin von Correctiv hat im Preseclub darauf hinwegewiesen, das von den Medien hinzugedichtet wurde, das beim Treffen über „Deportationen“ gesprochen wurde. Die Falschbehauptungen bei den Demos sind inzwischen aufgeflogen.
Anmerkung noch dazu: Da Sie sich „als Leser“ – wir ergänzen: nichtzahlender und freiwilliger – Leser – „einfach nur noch veralbert fühlen“, sehen wir die Diskussion mit Ihnen als beendet an. Sie ärgern sich hier unnütz, verschwenden hier Ihre Lebenszeit und unsere Arbeitszeit. Wenden Sie sich bitte Medien zu, die Ihren Ansprüchen genügen, es gibt ja reichlich Auswahl. Besten Gruß vom kleinen Team.
Wenn ich das hier richtig verstehe, würde hier wohl viel Phantasie verwendet. Deportation sind eine furchtbare Vorstellung, Ob oder in einem anderen Land.
Man könnte fast glauben hier ging es den Reporter mehr um Panik – ZDF übliche Berichterstattung.
Was soll man von solchen Medien halten?
[…] Menschen gegen angeblich von der AfD geplante „Massendeportationen“ protestieren (die weitgehend aus Vermutungen konstruierte Geschichte des Recherchekollektivs Correctiv gerät immer me… wurden mitten in dieser Protestwelle verschärfte Abschiebegesetze beschlossen. Mehrheitlich von […]
[…] diesem Bericht des Recherchekollektivs Correctiv stehen inzwischen mehr und mehr Fragezeichen, Correctiv selbst hat stillschweigende Abänderungen […]