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Ein Funken Hoffnung – Lichterfahrten noch bis kurz vor Heiligabend

Ein Funken Hoffnung – Lichterfahrten noch bis kurz vor Heiligabend

(Foto: LSV)

Für die Bevölkerung in Coronazeiten:

Hoch emotional begann im Dezember 2020 in NRW „Ein Funken Hoffnung“. „Eine Aktion mit dem Potenzial zur Tradition…“, merkt der Verein „Land sichert Versorgung“ (LSV) wehmütig auf seiner Homepage an.

Denn in diesem Jahr werden fanden die beliebten Lichterfahrten mit festlich geschmückten und illuminierten Landwirtschaftsfahrzeugen vielerorts nicht mehr statt. 

Im Kreis Soest starteten die Traktoren – so am zweiten Advent in Unnas Nachbarstadt Werl.

Auch durch Kamen und Bergkamen rollten am 2. Advent die leuchtenden Trecker, am 3. und 4. Adventswochenende folgen noch weitere Touren – in Lünen, Hamm, Dortmund und Werne.

Viele andere Fahrten wurden hingeben abgesagt.

Ein Grund sind bürokratische Hürden, aber nicht nur.

Zu Corona-Zeiten waren die von Landwirten organisierten Lichterfahrten für viele Menschen ein Funken Hoffnung in einer schweren Zeit. Sie sorgten vor allem für leuchtende Kinderaugen.

In Facebook-Gruppen liest man immer wieder Nachrichten von nachfragenden Eltern, ob denn in diesem Jahr wieder eine Lichterfahrt im Ort stattfinden wird. Viel Aufwand und Herzblut steckt in der Vorbereitung.

Einige Landkreise und Ortsgruppen entscheiden sich dieses Jahr jedoch bewusst gegen eine erneute Lichtfahrt.

In manchen Orten scheitert es wieder an ausbleibenden offizielle Genehmigungen. Nur, wenn es einem landwirtschaftlichen Zweck dient, dürfen die Maschinen öffentliche Straßen befahren. Anderen Landwirten fehlt es an Wertschätzung der Bürger.

Die Landwirte im Kreis Warendorf haben vorige Woche angekündigt, dass in diesem Jahr im gesamten Kreis die beliebten Lichterfahrten nicht stattfinden.

In diesem Jahr lautet das Motto: „Ein Funken Hoffnung – Auch wir brauchen Hoffnung“.

„Gründe, warum wir Hoffnung brauchen, gibt’s in allen Sparten der Landwirtschaft“, heißt es in der Pressemitteilung von „Land sichert Versorgung NRW“ (LSV) zu den Lichterfahrten 2023.

Drei mal hätten die Landwirte in ganz Deutschland bereits einen Funken gebracht.

„Aus heutiger Sicht können wir sagen, der Funke ist bei vielen nicht übergesprungen. Leider.“

Das Kaufverhalten spiegele das deutlich wieder. Regionalität sei nicht wichtig, der Preis zähle.

LSV habe sich lange damit beschäftigt, wie es mit den Lichterfahrten weitergehen soll. Viele Betriebe hätten längst aufgegeben, sehr viele würden noch kommen. Andere hätten noch einen kleinen Hoffnungsschimmer.

„Trotz allem haben wir den Entschluss gefasst, dass wir noch mal in die Planung für einen weiteren Funken Hoffnung gehen. Ein letzten Mal“, heißt es. Es stehe jedoch fest: Vielerorts fallen die Lichterfahrten kleiner oder ganz aus. „Bedingt durch das Höfesterben, was jeden Tag rasant zunimmt.“

Quelle: topagrar.com

Eines der Ziele sei von Anfang an gewesen, den Menschen einfach eine Freude zu machen, erklärte gegenüber der Rhenischen Post Frank Terhorst, Sonsbecker Landwirt und Mitorganisator der Lichterfahrten. „Das hat zu 100 Prozent funktioniert.“

Doch mit ihren weiteren Zielen seien die Bauern nicht zu den Menschen durchgedrungen: aufmerksam zu machen auf die Probleme, mit denen viele Landwirte konfrontiert seien.

Viele Zuschauer hätten sich zwar gerne an den schönen Lichtern erfreuen wollen, der Demo-Charakter der Fahrten sei dabei jedoch nicht richtig bei ihnen angekommen

– dies sei sein Eindruck und der von vielen weiteren Landwirten.

Mit den Lichterfahrten begannen örtliche Landwirte 2020 bundesweit unter dem Slogan „Ein Funken Hoffnung – Ohne Bauern geht es nicht.“ Damit wollten Ortsgruppen des Vereins „Land sichert Versorgung“ auch auf Probleme wie das Höfesterben hinweisen.

Weil die politischen Botschaften nicht angekommen seien und wegen zu hoher bürokratischer Hürden haben auch andere Landkreise angekündigt, die Fahrten nicht mehr fortzusetzen.

„Seit Jahren demonstrieren und diskutieren wir mit der Politik“, sagt er – ohne, dass sich wirklich etwas verändert habe. Die Stimmungslage sei bei vielen Landwirten deshalb aktuell „relativ schlecht“.

Wichtige Punkte seien eine fehlende Planungssicherheit für Landwirte, etwa durch sich ständig ändernde Standards. Wenn man etwa einen Stall nach den vorgegebenen Standards baue, dann aber damit rechnen müsse, ihn nach ein paar Jahren wieder abreißen zu müssen, weil es wieder neue Standards gebe, sei dies mehr als frustrierend.

Terhorst beklagt gegenüber rp online außerdem eine Wettbewerbsverzerrung: Wenn er etwa in einem Supermarkt sehe, dass ein Lebensmittel als regional beworben werde, und dann zugleich als Herkunftsland Ägypten ausgewiesen sei. „Da fühlen wir uns mittelschwer verarscht.“

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