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Nikotinbeutel führen zu Rettungseinsatz an Bergkamener Gesamtschule – 2 Mädchen in Klinik

Nikotinbeutel führen zu Rettungseinsatz an Bergkamener Gesamtschule – 2 Mädchen in Klinik

Rettungswagen - Symbolbild, Quelle AaH

Insgesamt vier Jugendliche der Gesamtschule, 12 und 13 Jahre alt, hatten sich sogenannte „Nikotin-Pouches“ besorgt. Das sind nikotinhalte Beutel, dazu gedacht, sich sie unter die Oberlippe zu schieben.

Offenbar hatten die Jugendlichen die Beutel jedoch statt dessen gekaut. Dies habe laut eines Kreissprechers große Menschen Nikotin freigesetzt – Vergiftungserscheinungen waren die Folge.

Zwei der betroffenen Gesamtschülerinnen wurden zur Beobachtung stationär ins Krankenhaus aufgenommen. Sie sollen sich die Pouches an einem Kiosk besorgt haben.

Warnung vor gesundheitlichen Risiken – Für Jugendliche gilt: Finger weg!

Nikotingenuss ohne Tabak und Rauch – das versprechen die Anbieter von Nikotinbeuteln. Doch das Bundes­institut für Risiko­bewertung warnt vor gesundheitlichen Risiken, unterstreicht Stiftung Warentest.

In Skandinavien ist sogenannter „Snus“ traditionell beliebt: Die kleinen Tabakbeutel werden hinter die Oberlippe aufs Zahn­fleisch geschoben und einige Zeit im Mund behalten. So gelangt das enthaltene Nikotin über die Schleimhaut in den Körper.

Bei uns verboten, im Online-Handel aber verfügbar

Nun kursieren auch in Deutsch­land tabakfreie Nikotinbeutel – auch Nikotin-Pouches oder Nicopods genannt – als moderne Nach­folger des altbekannten Oral­tabaks. Sie bestehen aus Pflanzenfasern, Feucht­halte­mitteln, Wasser, Aromen und Nikotinsalzen.

Nikotinbeutel. – Foto: Institut für Hygiene

Die Kontroll­behörden der Länder stufen sie als „Novel Food“, also neuartige Lebens­mittel, ein. Sie bräuchten eine Zulassung, die aber nicht vorliegt. Somit ist ihr Verkauf hier­zulande verboten. Über den Online-Handel etwa sind sie allerdings erhältlich.

Die Anbieter versprechen beispiels­weise einen rauch­freien Nikotingenuss oder einen starken Nikotinkick – sauber, diskret und einfach anzu­wenden. Da die Beutel keinen Tabak enthalten, entfalle der unschöne Neben­effekt dunkel verfärbter Zähne. Dafür schme­cken die aromatisierten Pouches mit dem pulver­artigen Inhalt laut den Anbietern mal frisch, mal fruchtig, etwa nach Minze, Zitrone oder Wasser­melone.

Was ist von nikotinfreien Pouches zu halten? Das Bundes­institut für Risiko­bewertung (BfR) hat Studien zu den Produkten gesichtet, einige Nikotinbeutel untersucht und eine Stellungnahme zur vorläufigen gesundheitlichen Bewertung von Nikotinbeuteln veröffent­licht.

Darin heißt es: „Zur sucht­auslösenden Wirkung der Nikotinbeutel liegen dem BfR noch keine spezi­fischen Erkennt­nisse vor.“ Es werde allerdings davon ausgegangen, dass auch diese Form der Nikotin­anwendung sucht­auslösend ist. Die Behörde mache derzeit „experimentelle Unter­suchungen“ mit Nikotinbeuteln.

Nichts für Herz­kranke, Schwangere und Jugend­liche

Da Nikotin auf Herz und Kreis­lauf wirkt und potenziell süchtig machen kann, warnt das BfR mehrere Personen­gruppen vor dem Konsum: Schwangere und Stillende, Menschen mit Herz-Kreis­lauf-Erkrankungen wie etwa Blut­hoch­druck oder koronarer Herz­krankheit sowie Nicht­raucher und Jugend­liche sollten keine Nikotinbeutel konsumieren. Auch sollten die Beutel keinesfalls in die Hände von Kindern gelangen.

Nach den Unter­suchungen des Bundesinstituts für Risikobewertung können Nikotinbeutel den Nikotinspiegel im Blut auf Werte treiben, die auch beim Rauchen herkömm­licher Ziga­retten und mancher E-Zigarette erreicht werden. Die Behörde hatte 44 Nikotinbeutel untersucht. Ergebnis: Der Nikotin­gehalt schwankte stark und lag zwischen 1,79 Milligramm und 47,5 Milligramm Nikotin, im Mittel bei 9,48 Milligramm pro Beutel. Zum Vergleich: In der EU liegt die Ober­grenze für den Nikotin­gehalt im Rauch einer Zigarette bei 1 Milligramm.

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