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„Herrenlose“ Wisente sind ins Hochsauerland weitergewandert – Tiere unterliegen jetzt dem Artenschutz

„Herrenlose“ Wisente sind ins Hochsauerland weitergewandert – Tiere unterliegen jetzt dem Artenschutz

Die freilebenden Wisente aus Wittgenstein sind gewandert. Wie Waldbauern berichten, befindet sich die Herde aktuell im Hochsauerland, konkret in einem Privatwald bei Schmallenberg-Oberkirchen.

Dort sollen die massigen Pflanzenfresser erneut Bäume beschädigt haben. Nun wollen betroffene Waldbauern Strafzahlungen beantragen, was ihnen nach einem Urteil des Bundesgerichtshofes zusteht.

Jedoch müsste eine solche Strafzahlung (möglich ist bis zu einer Viertelmillion Euro) erst einmal vom zuständigen Landgericht angeordnet werden.

Der Wisent-Verein, der voriges Jahr sein Eigentum an den ca. zwei Dutzend Wisenten aufgegeben hatte (wir berichteten HIER), versucht, die Herde mit Futter wieder in ihr eigentliches Projektgebiet zurück zu locken. Es gibt allerdings weiter keine Lösung, wie die Tiere dort dauerhaft gehalten werden können.

Wisent-Verein weist Position von Kreis und Bezirksregierung zurück

Der Wisent-Verein bekräftigte bereits im Oktober die Rechtmäßigkeit der Kündigung des „Öffentlich-rechtlichen Vertrags für die Freisetzungsphase ,Wisente im Rothaargebirge‘“ und der Aufgabe des Eigentums an den aktuell ca. 25 frei im Rothaargebirge lebenden Wisenten.

Der Wisent-Verein hatte den Vertrag gekündigt, weil mit einigen Vertragspartnern, insbesondere dem Kreis Siegen-Wittgenstein und der Bezirksregierung Arnsberg, kein Einvernehmen über die Zukunft des in Westeuropa einzigartigen Artenschutzprojekts zur Wiederansiedlung der gefährdeten Tierart erzielt werden konnte.

Daher war die Vertragskündigung aus Sicht des Wisent-Vereins zwingend erforderlich, auch zur Abwehr von möglichen Zwangsvollstreckungsmaßnahmen von Klägern gegen das Artenschutz-Projekt.

Als Reaktion auf die Vertragskündigung und die Aufgabe des Eigentums an den Tieren hatten die Vertragspartner Kreis-Siegen-Wittgenstein und Bezirksregierung Arnsberg diese als angeblich unzulässig zurückgewiesen. Der Wisent-Verein bleibt jedoch unverändert bei seiner Rechtsauffassung.

Er weist ebenso die Forderung von Kreis und Bezirksregierung zurück, weiterhin Managementaufgaben für die frei lebende Herde zu erbringen. Der Trägerverein betont:

„Nach der Aufgabe des Eigentums an Tieren gehören sie niemandem mehr und sind herrenlos. Damit enden auch die Verantwortlichkeit und Zuständigkeit des Vereins. Die Tiere fallen nun unter das strenge Artenschutzrecht. Damit hat der Verein keine rechtlichen Befugnisse, die geforderten Managementaufgaben zu erbringen.“

Diese fallen nun in die Zuständigkeit der Naturschutzbehörden.

Kommentare

WORDPRESS: 5
  • Stefan Fries vor 1 Jahr

    Sollte es unserer Gesellschaft in Deutschland als Ganzes gelingen Wisente,Wölfe,wilde Tiere allgemein,richtig alte Bäume in Dörfern und Städten,regelmäßig das eine oder andere Stück verwilderte Natur(z.B.alte Büsche und Hecken in der Landschaft) zu verkraften,und allgemein viel gelassener zu werden, könnte dieser Wandel unserer aller Seelen eine ungeahnte Bereicherung bringen. Wir würden vielleicht das Spazierengehen am Sonntagnachmittag wiedererfinden und unseren Kindern als größten Reichtum des Lebens die Natur vorstellen, die kein Maler dieser Welt in Ihrer Schönheit origineller Zeichen kann,als Sie selbst, Mutter Natur!
    Vielleicht würde die Ehrfurcht vor Ihr in unseren Herzen wieder wachsen und unserer Urvertrauen in das Leben stärken.
    Schon die wunderschönen Brauntöne des Wisentfells lassen mich immer wieder staunend verharren und fragen,wer hat dieses herrliche Lebewesen erschaffen ?

  • Hans-Georg Apitzsch vor 1 Jahr

    Platz wäre ja in der Senne (Truppenübungsplatz) und im Nationalpark Eifel. Eigentümer ist die Öffentliche Hand. Warum nicht die beiden Wisentherden hierhin umsiedeln? Ein aus meiner Sicht vertretbarer Kompromiss.

  • Insbesondere Polen hat ein großes Verdienst in der Erhaltung freilebender Wisente. Die Gelassenheit, die man dort an den Tag legte, als in der Borkener Heide (heute Pusczca Borecka) Wisente aus einem Gehege auskamen und nun eine freie Herde von ca. 80 Tieren bilden, würde man den Deutschen wünschen.
    Auch in Deutschland gäbe es verschiedene Waldgebiete, die für sogenannte Reservoir-Populationen des Wisents geeignet wären.  Möglichst viele Herden an verschiedenen Stellen des Verbreitungsgebietes würden zur Stabilisierung des Erhaltungszustandes beitragen. In Deutschland opfert man die Staatswälder der Windkraft, und wenn Wisente einige Bäume schädigen, wird daraus ein beschämender Vorgang vor Gericht. Von der ständig beanspruchten Vorreiterrolle im Natur-und Artenschutz ist unser Land meilenweit entfernt.