Die Vorweihnachtszeit gehört zu den festlichsten im Kirchenjahr, Weihnachten ist bekanntlich das zweithöchste Fest der Christenheit. Gleichwohl will bei manchem Kirchgänger dieser Tage keine rechte wärmende Vorweihnachtsstimmung aufkommen: Dazu ist es in vielen Kirchen einfach viel zu kalt.
Als Beispiel berichtete uns ein Paar aus Fröndenberg, nach eigener Versicherung absolut nicht kälteempfindlich, dass es noch nie bei einem Gottesdienstbesuch derart gefroren haben wie an den vergangenen beiden Adventssonntagen in der St. Marien-Kirche.
„Es war derart lausekalt, dass wir trotz dicken Pullis, Wintermänteln, Winterstiefeln und Mützen auf dem Kopf nach knapp einer Stunde komplett durchgefroren waren“, schildert das Paar.
Beide sind sehr erbost, bezeichnen es als „Frechheit“, bei diesen stattlichen Kirchensteuern in derartiger Kälte ausharren zu müssen – und das in der Vorweihnachtszeit.
Tatsächlich folgt die Gemeinde mit ihrem unterkühlten Gotteshaus treulich der Obrigkeit. Das Erzbistum Paderborn titelt auf dem Hintergrund der Energiekrise:
„Verzicht auf Temperierung der Kirchen“
„Bei Kirchen kommt es vor allem auf das Innenraumklima an, also dem Zusammenspiel zwischen Temperatur und Luftfeuchtigkeit. Das Klima muss stimmen, um unter anderem wertvolle, historische Kunstgegenstände und Orgeln zu schützen“, erläutert das Erzbistum. – Vom Schutz der Kirchenbesucher vor Erkältungen etwa ist nichts erwähnt. Und „langfristig kann sich hieraus ein Baustein zur nachhaltigen Bewahrung der Schöpfung und der damit verbundenen Ressourcenschonung entwickeln“, heißt, katholische Kirchen könnten künftig generell eiskalt bleiben.
Denn das Bistum Paderborn empfiehlt konkret:
„Verzichten Sie idealerweise vollständig auf eine Temperierung der Kirchenräume.“
Wichtig sei die richtige Luftfeuchtigkeit. Sollte „die relative Luftfeuchtigkeit 70% übersteigen, ist eine durchgehende Grundtemperierung notwendig. Diese Grundtemperatur sollte nur so hoch angestrebt werden, wie es notwendig ist, um die relative Luftfeuchtigkeit kontinuierlich unter 70% zu halten.
Ist bei der vorhandenen Heizungsteuerung keine Temperatureinstellung kleiner 8 °C möglich, sollte zusätzlich der Temperaturbereich 1-8 °C durch den Hersteller der Heizungssteuerung vor Ort freigegeben werden. Verzichten Sie auf eine Aufheizung zur Gottesdienstnutzung.“
Überlegen Sie, ob es für Gottesdienste alternative Standorte gibt (Pfarrheimräume, Seniorenheimkapellen etc.).
Prüfen Sie innerhalb eines Pastoralen Raumes/ Pastoralverbundes, ob es eine Konzentration auf wenige beheizte Kirchen geben kann.
„Bei diesen ausgewählten „Wärme-Inseln“ kann eine Temperaturaufheizung zur Nutzungszeit bei 9 °C -10 °C liegen.“

Kirche St. Katharina Unna – Foto Rinke
UPDATE, die Kirchengemeinde St. Katharina Unna hat auf massive Beschwerden reagiert. Sie teilte am 15. Dezember mit:
Eine Neuregelung zum Heizverhalten in unsere Kirchen:
Sehr geehrte Damen und Herren,
mit dieser Mitteilung möchte ich Sie über die Neuregelung hinsichtlich des Heizverhaltens in unseren Kirchen informieren.
Anfang November haben wir im Kirchenvorstand den Beschluss gefasst, dass in unseren Kirchen grundsätzlich eine Grundtemperatur von 8 Grad eingestellt wird. Leider hat sich diese Regelung als nicht praktikabel erwiesen.
Zum einen ist die Feuchtigkeit in unseren Kirchen in den letzten Tagen (aufgrund der kalten/ nassen Wetterlage) stetig gestiegen.
Zum anderen gibt es vermehrt Beschwerden von Gemeindemitgliedern, dass es in unseren Kirchen zu kalt ist.
Aus den o.g. Gründen hat der Kirchenvorstand am 12.12.2022 den Beschluss gefasst, die Temperatur in unseren Kirchen am Wochenende auf 12 Grad zu erhöhen. Diese Regelung soll zunächst befristet bis zum Ende der Weihnachtszeit gelten.
Im Januar 2023 werden wir grundsätzlich nochmal unsere Heizstrategie thematisieren. In diesem Zusammenhang werden wir auch über die Errichtung einer (oder mehrerer) Winterkirchen in unserer Pfarrei sprechen. Hier ist ein gemeinsamer Austausch zwischen Pastoralteam, Kirchenvorstand und Pfarrgemeinderat vorgesehen.“
Mit freundlichen Grüßen
Evangelische Kirchen: „12 bis 14 Grad…“
„12 bis 14 Grad Nutzungstemperatur müssen reichen, wenn man sich entsprechend anzieht und eine körpernahe Heizung vorhanden ist“,
sagt Werner Lemke, leitender Baudirektor der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannovers. Damit könne man auf die steigenden Heizkosten und die eingeschränkten Gaslieferungen aus Russland reagieren. Lemke sprach auf einer Tagung des Niedersächsischen Landesamtes für Denkmalpflege in Celle über Klimaprobleme und Energieeffizienz von Kirchen.
Nach seinen Worten wird derzeit im Projekt „Energieeffiziente Temperierung in Kirchen“ in acht Gebäuden in Nord- und Ostdeutschland versucht, weniger Energie zu verbrauchen und Emissionen zu verursachen und gleichzeitig ein behagliches Raumklima zu erzielen.
Quelle
Kommentare