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Betroffenheit und Zorn bei Trauerfeier für erschossenen 16-Jährigen – „Hätte die Polizei bei einem Weißen auch so gehandelt…?“

Betroffenheit und Zorn bei Trauerfeier für erschossenen 16-Jährigen – „Hätte die Polizei bei einem Weißen auch so gehandelt…?“

In Dortmund haben am Freitag (12. August) einige Hundert Menschen einer Trauerfeier für den von der Polizei erschossenen 16-jährigen Senegalesen beigewohnt. Er war von Polizeikugeln tödlich getroffen worden, als er die Beamten mit einem 20 cm langen Messer angegriffen haben soll.

Bei der Trauerfeier in einer Moschee warnten Vertreter der muslimischen und afrikanischen Gemeinde in Dortmund vor Vorverurteilungen, forderten aber zugleich mit deutlichen Worten Aufklärung.

Die Stimmung in der Gemeinde sei erschüttert. Bei manchen rufe der Polizeieinsatz vielleicht Erinnerung an Diskriminierungen hervor, die sie selbst erfahren hätten. Manche fragten sich, ob die Polizei genau so gehandelt hätte, wenn der Jugendliche weiß gewesen wäre.

So zitiert der SPIEGEL den Sprecher des Rates der muslimischen Gemeinden in Dortmund, Ahmad Aweimer.

An der Feier nahm zusammen mit Vertretern der christlichen Kirchen auch Oberbürgermeister Thomas Westphal (SPD) teil.

Westphal äußerte sich betroffen.  Er spüre in der Stadt „eine große Erschütterung“. Der Jugendliche habe auf der Flucht alles verloren: seinen Vater, seine Mutter und seinen Bruder.

„Was für eine schwere Schicksalssituation für einen solchen jungen Mann.“

Der Rechtsstaat tue alles, um aufzuklären. Man dürfe andere nicht vorverurteilen.

Der junge Afrikaner, der als unbegleiteter Flüchtling nach Deutschland gekommen war, war am Montag (8. 8.) in einer Jugendeinrichtung im Dortmunder Norden mit einem Messer gesichtet worden. Betreuer riefen die Polizei. Trotz Pfefferspray und Taser war der Jugendliche laut Staatsanwaltschaft mit einem Messer auf Polizisten losgegangen.

Ein 29-jähriger Beamter hatte schließlich aus einer Maschinenpistole eine Salve von 6 Schüssen abgefeuert. Der 16-Jährige wurde von 5 Kugeln getroffen und starb wenig später bei einer Notoperation.

Nach Kenntnissen der Stadt Dortmund sei der Senegalese im April 2022 in Deutschland angekommen und erst Anfang August n Dortmund untergebracht worden. Er habe in Deutschland keine Familie.

„Wer schützt uns vor der Polizei?“ – Vergleich zu George Floyd

Bei einem Protestzug des, so der SPIEGEL, „linken Spektrums und der afrikanischen Community“ durch die Stadt wurden massive Vorwürfe laut: „Wer schützt uns vor der Polizei?«, »No Justice, no Peace“ oder „Wer hat geschossen? – Die Polizei“, stand auf Plakaten. Auch Vergleiche zu anderen von der Polizei getöteten Schwarzen wurden gezogen, etwa zu George Floyd.

Zwei weitere tödliche Polizeieinsätze in erster Augustwoche in NRW

Es gab in Nordrhein-Westfalen noch zwei weitere tödlich verlaufene Polizeieinsätze in der ersten Augustwoche:

In Köln wurde ein Mieter bei einer Zwangsräumung von einem Polizeibeamten erschossen – er war mit einem Messer bewaffnet und polizeibekannt -, in Recklinghausen starb ein mutmaßlich unter Drogen stehender Mann am Sonntag bei einem Polizeieinsatz. Im letzteren Fall ermittelt die Polizei Dortmund.

Tödlicher Einsatz in Köln: https://www.presseportal.de/blaulicht/pm/12415/5288353

Tödlicher Einsatz in Recklinghausen: https://www.presseportal.de/blaulicht/pm/42900/5291382

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