Der Kammmolch und die L821n – Bergkamens umstrittene Umgehungsstraße – beschäftigen nun auch den Landtag.
Die Kreistagsfraktion der Grünen teilt mit:
„Im Kreistag hatten wir das Thema auf die Tagesordnung gesetzt, da wir hofften, bis
dahin endlich verlässliche und belastbare Antworten von „Straßen NRW“ zu erhalten.
Fehlanzeige. Somit haben wir den nächsten Schritt unternommen und über unseren
Umwelt- und Tierschutzpolitischen Sprecher im Landtag, Norwich Rüße, eine kleine
Anfrage dazu an die Landesregierung gestellt.
Kleine Anfrage 6513
des Abgeordneten Norwich Rüße BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN
Schutz der streng geschützten Kammmolchpopulation beim Bau der L821n in Bergkamen
Zurzeit wird der zweite Bauabschnitt der L821n in Bergkamen realisiert. Auf einer Wiese
westlich des Schwanenweihers wird der Kreisverkehr als Anschluss an die K16 erstellt. Die
L821n durchschneidet diese Wiese und überquert anschließend den Heidegraben.
Entlang dieser Wiese wurden im Herbst 2020 über 20 Kammmolche gefunden. Da der Kammmolch gemäß FFH-Richtlinie europaweit geschützt und nach dem Bundesnaturschutzgesetz „streng geschützt“ ist, wurde eine ökologische Baubegleitung eingeleitet.
Ab Frühjahr 2021 wurden durch die örtliche Amphibienschutzgruppe und das von
Straßen.NRW beauftragte Planungsbüro die zum Schwanenweiher wandernden Amphibien
eingesammelt und erfasst.
Ohne genaue Erkenntnisse über die Größe der Kammmolchpopulation wurde der Bau der L821n jedoch weiter vorangetrieben.
Zwischenzeitlich stellte sich heraus, dass sich im Schwanenweiher in Bergkamen die größte Kammmolchpopulation des Kreises Unna befindet und die von Straßen.NRW bebaute Wiese das Sommerquartier der Kammmolche war, das nun jedoch zerstört ist.
Von Juni bis September 2021 wurden dort knapp 500 Kammmolche, entlang der K16, gefunden. Da dort in den Vorjahren nur wenige Exemplare (< 5) gefunden wurden, ist diese hohe Anzahl nur durch den Bau der L821n auf der anliegenden Wiese und durch die damit verbundene Baustelleneinrichtung zu erklären.
Wie viele Kammmolche das Planungsbüro zusätzlich entlang des Amphibienschutzzauns auf der Wiese gefunden hat, ist nicht bekannt,
da Straßen.NRW diese Statistiken nicht veröffentlicht.
Das vom Planungsbüro aufgestellte dauerhafte Amphibienschutzkonzept berücksichtigt nur
die Ost-West-Beziehung entlang der L821n. Es ist nach Auffassung der Unteren
Naturschutzbehörde des Kreises bei Weitem nicht ausreichend als Ausgleich für den Verlust
des Lebensraums und die daraus resultierenden Auswirkungen. In einer aktuellen Vorlage für
den Kreistag spricht sich die Untere Naturschutzbehörde für Amphibiendurchlässe unter der
K16 und die Herstellung eines Wanderkorridores nördlich der Straße zum Wald aus. Zudem
solle die südliche Ackerfläche in eine „extensive, möglichst feuchte Grünlandfläche“
umgewandelt werden, wird die Vorlage in Medienberichten zitiert.
Vor diesem Hintergrund frage ich die Landesregierung:
1. Wie viele Amphibien wurden vom Planungsbüro in 2021 im Umfeld der L821n
gesammelt und erfasst? Bitte nach erfassten Arten aufschlüsseln.
2. Wie kann der Schutz der Kammmolche bei der ab Februar 2022 einsetzenden
Hinwanderung zum Schwanenweiher sowie bei der Rückwanderung ab Juni 2022
gewährleistet werden?
3. Straßen.NRW sieht sich nicht in der Pflicht, Maßnahmen aufgrund der Zerstörung des
Sommerlebensraums der Kammmolche und der dadurch veränderten
Wanderungsbewegung in Richtung K16 zu ergreifen. Durchlässe unter der K16 werden
ebenso wie ein Monitoring über mindestens drei Jahre abgelehnt. Sollen die Kosten für
den Schutz der Kammmolchpopulation entlang der K16 auf den Kreis Unna abgewälzt
werden, obwohl die veränderte Wanderungsbewegung eindeutig durch den Bau der
L821n verursacht wurde? Antwort bitte begründen.
4. Wieso konnte der Bau der L 821n begonnen werden, ohne dass in Bezug auf die nach
Bundesnaturschutzgesetz streng geschützte Kammmolchpopulation ein Konzept für
deren Lebensraum erstellt und umgesetzt wurde?
5. Wie will die Landesregierung den Schutz der Kammmolchpopulation sicherstellen?
Norwich Rüße
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