„Ein langer Zug von Spaziergängern, insgesamt waren es wohl einige Hundert. Paare, kleine Gruppen und Einzelpersonen, jüngere wie ältere Semester, einige hatten Hunde an der Leine.
Masken habe ich nicht gesehen.
Die Stimmung wirkte auf mich unaufgeregt und entspannt. Meine Fotos und ein kurzer Videodreh schienen niemandem Probleme zu machen.
Der großen Gruppe folgten ein paar Ordnungskräfte und sodann eine deutlich kleinere Gruppe. Diese Personen trugen alle Mund-Nasenschutz und hatten Regenschirme in unterschiedlichen bunten Farben aufgespannt.
Einzelne hielten die Schirme so, dass ihre Gesichter verdeckt waren.
Der Vorangehende trug ein Plakat mit den Worten ,Impfen statt Schimpfen´. Auf einem kleineren Plakat stand ‚Für Impfen, gegen Impfpflicht‘.
Aus dieser Gruppe rief mir ein Teilnehmer böse zu: `Habe ich dir die Erlaubnis gegeben, mich zu fotografieren? Blöde Kuh!´´
Ein einzelnes Ordnungsamtsauto stand gegenüber vom Rathaus.“ – Ergänzung: Es waren auch einige Einsatzkräfte der Polizei vor Ort.
Augenblickseindrücke, die eine Mitarbeiterin unserer Redaktion am Montagabend (7. 2.) bei einer zufälligen Begegnung mit den „Montagsspaziergängern“ und ihren Gegendemonstranten in der Innenstadt von Menden einfing.
Dort gehen seit vielen Wochen wie in vielen anderen deutschen Städten Menschen montagabends auf die Straße, die mit der aktuellen Coronapolitik nicht einverstanden sind.
Die für Menden zuständige Kreispolizei Märkischer Kreis definiert den wöchentlichen Abendmarsch nicht als (unangemeldete) Versammlung und fährt auch in anderen Städten (etwa Iserlohn) damit eine andere Linie als etwa die Kreispolizei Unna oder die Polizei Hamm, wo jeweils auf die Einhaltung der Coronaschutzverordnung NRW geachtet wird. Laut dieser gilt für „Versammlungen“ unabhängig von der Teilnehmerzahl Masken- und Abstandspflicht.
Die in Menden begleitende Gegendemonstration unter dem Thema „Impfen statt Schimpfen“ wird stets als offizielle Kundgebung angemeldet und wurde mehrmals in den sozialen Medien durch Aufrufe der Mendener SPD befördert. Diese schrieb dazu:
„Demo für Solidarität. Impfen ist eine Teamaufgabe. Man geht nicht mit Rechten Seite an Seite spazieren. Wir stellen uns dagegen und zeigen klare Kante! Die Demonstration ist offiziell angemeldet und behördlich genehmigt worden. Wichtig: Die SPD Menden ist kein Veranstalter oder Organisator dieser Demonstration, sondern begrüßt und unterstützt diese.“
Der letzte SPD-Aufruf zur Teilnahme an “Impfen statt Schimpfen” ist allerdings vom 31. 1. 22. Wenn wir daraus irrtümlich einen regelmäßigen Aufruf abgeleitet haben, bedauern wir das.
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- Zwei Ergänzungen in eigener Sache:
- An den Herrn, der unsere Kollegin wegen des Fotografierens beschimpft hat: Eine „Erlaubnis“ für Pressefotos auf öffentlichen Veranstaltungen ist nach dem Presserecht nicht erforderlich, wenn es sich wie hier um einen zufälligen „Schuss in die Menge“ und keine Einzelnahaufnahme handelt. Sofern Pressevertreter nicht direkt erkennbar sind, ist dies trotzdem kein Grund, sie im Pöbelton zu beleidigen.
- Die Mitarbeiterin ist selbst geimpft und parteiungebunden.
Lesen Sie bei Interesse dazu auch:
„Werden in Ecke gestellt, in die wir nicht gehören“: „Spaziergänger“ erklären sich und ihr Anliegen
Kommentare
[…] Augenblickseindrücke vom Montagabend in Menden. Dort ziehen wöchentlich Kritiker der Coronapolitik… […]
Ich war Teilnehmer der gestrigen Demo „Impfen statt Schimpfen“ und auch im zweiten Video zu sehen. Diese und auch die der letzten Demo wurden nicht durch die SPD protegiert. Und ja, es war ruhig, letzte Woche jedoch meinte eine „Furie“ aus der Riege der Leerdenker lauthals krakelend ihre wirren Ansichten gegenüber uns, den Gutmenschen, hinauszuposaunen, aber nur so lange, bis sie durch die Polizei in ihre Riege zurückverwiesen wurde.
Und auch die 3 „Herren“ der Mendener AfD-Ratsfraktion waren wieder bei den Impfgegnern, Maskenverweigerern… dabei. Alleine diese Tatsache wäre für mich gerechtfertigt, sie aus dem Rat auszuschließen. Und ja, bei den „Montagsspaziergängern“ handelt es sich um eine nicht angemeldete Demonstration, was eigentlich strafrechtliche Konsequenzen zur Folge haben müsste, was aber nach Befragung durch den Bürgermeister wie folgt beantwortet wurde: Man will kein Aufsehen erregen.
Sehr geehrter Herr Knauft, wir bedanken uns für Ihre Anmerkungen. Der letzte SPD-Aufruf zur Teilnahme an „Impfen statt Schimpfen“ ist vom 31. 1. 22. Wenn wir daraus irrtümlich einen regelmäßigen Aufruf abgeleitet haben, bedauern wir das und werden es im Artikel entsprechend vermerken.
Was für ein aggressiver Unterton bei Ihnen mitschwingt.
Bekommen Sie es nicht in Ihren Kopf, dass diese ganzen Spaziergänge das einzige sind was diese ganzen Menschen, die alle aus dem gesellschaftlichen Leben ausgeschlossen werden, noch machen können um gehört zu werden?
Es gibt eben Menschen – Leute wie Sie mögen es sich auch nicht vorstellen können – die sich eine Freiheit nicht durch ein Impf-Abo erspritzen wollen!
Sie mögen ja kein Problem damit haben, sich alle 3 Monate irgendwas in den Arm spritzen zu lassen. Ich allerdings bin voll auf der Seite dieser Spaziergänger und hoffe es wird jeden Tag mehr!
Bei den montaglichen Spaziergängen sind eigendlich geimpfte und ungeimpfte Mitbürger ohne Spaltung vereint. Die hintere kleine Gruppe hält als Kritik gegen die Coronapolitik in der Mitte das Plakat „Für Impfen, gegen Impflicht“ als eindeutigen Protest gegen die aktuelle Politik von SPD, Grüne, FDP, CDU und Linke hoch. Letztendlich sind sie hinter der Hauptgruppe mitgelaufen. Sie unterstützen damit die Hauptforderung der tausende Spaziergänge jede Woche im ganzen Land. Nur in diesem Fall in Menden auf eine ungewöhnliche Art.
Ein wirklich fairer Bericht. Ich bedanke mich bei der Redakteurin.
Ich bedanke mich für die faire Berichterstattung bei der Redakteurin
Das ist freundlich und freut uns, Herr Kientopf, sollte allerdings selbstverständlich sein.
In einer Mendener Facebook-Gruppe wird der Artikel gerade diskutiert. Unter anderem wird bemängelt, dass der Autor schwer bzw. nicht zu erkennen sei. Inhaltlich scheint es ein Fehler zu sein, dass die Autorin schreibt, sie habe keine Polizei in der Fußgängerzone gesehen. Dabei sind doch selbst auf den Fotos im Artikel mehrere Polizisten zu erkennen.
Danke für die Rückmeldung, Herr Pohl. Die Identität der Mitarbeiterin ist für die Berichterstattung irrelevant. Es passierte zu oft, dass freie Mitarbeiter lediglich dafür, dass sie ihre Arbeit machten, angefeindet oder sogar existenziell bedroht wurden, daher nennen wir prinzipiell keine Namen, es sei denn, wir kommentieren. Ansonsten zeichnet die Redaktion für Artikel verantwortlich. Für den Hinweis auf die Polizei danken wir Ihnen, die Kollegin hat sie als Ordnungskräfte gesehen. Wir nehmen den Passus heraus. Da Sie den Artikel in der Mendener Gruppe geteilt haben, übermitteln Sie gerne unsere Antworten dorthin. Mit freundlichem Gruß vom Redaktionsteam.
Sehr gerne. Danke für die schnelle Antwort.
Gern geschehen, wir freuen uns immer sehr über Rückmeldungen auf unsere Artikel.