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2 Jahre nach verheerendem Brand im Krefelder Affenhaus: Zoo nennt Perspektive für überlebende und künftige Schimpansen

2 Jahre nach verheerendem Brand im Krefelder Affenhaus: Zoo nennt Perspektive für überlebende und künftige Schimpansen

Die Tragödie in der Silvesternacht 2019/ 2020 jährt sich an diesem Wochenende zum zweiten Mal.

„Unvergessen sind die über 50 Lebewesen, die bei dem verheerenden Brand des Affenhauses ihr Leben verloren. Wir werden sie immer in unseren Herzen tragen“, schreibt der Krefelder Zoo auf seiner Website.

Nur zwei Schimpansen überlebten den verheerenden Brand im Affenhaus, der durch fahrlässige Brandstiftung ausgelöst worden war. Drei Frauen ließen Himmelslaternen steigen, die das Affenhaus anzündeten.

Es wurde komplett zerstört, rund 50 Tiere starben – darunter 8 Menschenaffen. Ein schwer verletzter Gorilla musste von einem Polizisten erschossen werden. Das völlig zerstörte Affenhaus wurde abgerissen.

Die drei beschuldigten Frauen wurden zu Geldstrafen von 1800, 3600 und 9000 Euro verurteilt.

Jetzt ist der Bau eines großen Affenparks beschlossen. Die einzigen beiden überlebenden Schimpansen Bally und Limbo leben seit der Brandnacht in einem Behelfsgehege. Da der Affenpark nicht vor 2029 fertig ist, genehmigte die Stadt Krefeld als Zwischenschritt eine provisorische Außenanlage: Sie soll noch in der ersten Jahreshälfte 2022 fertig sein.

Der Zoo stellte nur wenige Wochen nach der Brandkatastrophe Pläne für den neuen Affenpark vor. Es soll so groß wie 3 Fußballfelder werden, viel mehr Platz für Schimpansen, Gorillas und Orang-Utans als bisher bieten.

„… wir haben auch eine große Verantwortung für die lebenden Gorillas und Schimpansen hier bei uns im Zoo und in der Wildbahn übernommen. Diese wollen wir mit dem Neubau des Artenschutzzentrums Affenpark erfüllen“, 

erklärt der Zoo auf seiner Homepage. Man orientiere sich jetzt an Freilandhaltungen.

Fertig soll der neue Park im Jahr 2029 sein. Geschätzte Kosten: rund 30 Millionen Euro. Mehr als die Hälfte davon zahlt die Stadt, den Rest bringt der Zoo auf, auch mit Hilfe von Spenden aus der Bevölkerung.

„Wir Zoofreunde, alle Förderer und Spender sind heute froh, dass jetzt die Weichen gestellt sind für eine neue großzügige Anlage für Menschenaffen. Unser Dank an die vielen tausend Spender kann endlich mit der Gewissheit verbunden werden, dass Planung und Finanzierung für den neuen Affenpark stehen.“ 

(Friedrich R. Berlemann, 1. Vorsitzender des Zoofreunde)

Bis Mitte August 2021 haben Zoo und Zoofreunde insgesamt 2.239.000 Mio Euro an zweckgebundenen Spenden erhalten.

Zoo Krefeld gGmbH

Sparkasse Krefeld
IBAN: DE 10 3205 0000 0000 4271 53
BIC: SPKRDE33
Verwendungszweck: Spende Affenhaus

Zoofreunde Krefeld e.V.

Sparkasse Krefeld
IBAN: DE 42 3205 0000 0000 3177 43
BIC: SPKRDE33
Verwendungszweck: Spende Affenhaus

Tierschutzorganisation widerspricht heftig

Heftiger Widerspruch zu diesen Darstellungen kommt von der Organisation Great Ape Project.

Sie veröffentlichte folgende „Gegendarstellung“ auf Facebook:

ZOO KREFELD – BALLY UND LIMBO
4 FAKTEN, WELCHE DIE WZ VERSCHWEIGT
Lest hier, was das Zoo-Propagandablatt „WZ Krefeld“ in seiner Berichterstattung bewusst verschweigt, um den Bau eines provisorischen Außengeheges für Bally und Limbo als DIE Lösung anzupreisen.
Vorwort…
Wenn angeblich schon am 21. Dezember die Baugenehmigung für das provisorische Außengehege vorlag, stellt sich die Frage, weshalb dann heute erst diese Nachricht veröffentlicht wird – ausgerechnet einige Stunden nach unserer öffentlichen Kritik, die im Konkurrenzblatt Rheinische Post erschien… https://rp-online.de/…/prominenter-kriminalbiologe…
1.
Warum „konnten“ Bally und Limbo nicht in einem anderen Zoo untergebracht werden?
Der Zoo Krefeld bestand auf die Unterbringung in einem Zoo, der dem europäischen Zoodachverband (EAZA) bzw. dem Europäischen Erhaltungszucht-programm (EEP) angehört. DADURCH waren die Möglichkeiten, die Tiere in einem anderen Zoo unterzubringen, unnötig begrenzt. (Im Übrigen war dem Krefelder Zoo von Experten schon im Frühjahr 2020 vor Augen geführt worden, dass der Versuch, eine 47 Jahre alte und zudem schwer traumatisierte Schimpansin in einen anderen europäischen Zoo zu transferieren, völlig aussichtslos sei: kein Zoo würde sie aufnehmen wollen, am wenigsten zusammen mit dem zweiten Überlebenden der Brandkatastrophe). Hätte der Zoo Krefeld tatsächlich Interesse am Wohl dieser beiden Tiere gehabt und wären ihm nicht die Vorgaben von EAZA oder EEP wichtiger gewesen (zumindest als Vorwand), hätte er zumindest einer zeitlich begrenzten Unterbringung in einem anerkannten Primatenrefugium zustimmen können.
2.
Warum ändert ein provisorisches Außengehege nichts Wesentliches an der Situation der beiden Schimpansen?
Das als Lösung des Problems nun angekündigte provisorische Außengehege werden Bally und Limbo nur bei entsprechender Witterung stundenweise nutzen können. Trotz des provisorischen Außengeheges verblieben sie die meiste Zeit des Tages – sowie von Oktober bis April rund um die Uhr – in dem beengtem Bunkerraum, in tierschutzwidriger, sprich: tierquälerischer Isolations-haltung. Im Zuge einer vom Great Ape Project erstatteten Strafanzeige gegen den Zoo hat die Staatsanwaltschaft Krefeld vor Monaten schon festgestellt, dass die derzeit genutzten Räumlichkeiten „nicht dem national vorgegebenen Standard entsprechen und im Rahmen einer dauerhaften Haltung nicht genutzt werden dürften“.
3.
Wo kommt der Platz her für das provisorische Außengehege, das nun – nach dem fast genau 2 Jahre verstrichen sind – nach massiver öffentlicher Kritik plötzlich gebaut werden soll?
Von dem ohnehin kleinen Außenbereich der Gorillas wird ein Teil abgetrennt. Somit steht den Gorillas noch weniger Platz zur Verfügung als bisher bereits und Bally und Limbo wird die kleine abgetrennte Fläche ebenfalls nicht gerecht.
4.
Durch wen erfolgte die Begutachtung der beiden Schimpansen, auf die sich der Zoo stets bezieht?
Patrick van Veen ist zwar studierter Biologe, arbeitet aber seit fast 20 Jahren als Managementtrainer. Bevorzugt veranstaltet der Zoo-Sympathisant Seminare für Führungskräfte der freien Wirtschaft („Sozialverhalten am Arbeitsplatz“) direkt in Zoos, vor der Kulisse eingesperrter Affen, arbeitet also eng mit Zoos zusammen. Von Primatologen (auch von WAMS) wird er ebendeshalb seit je kritisiert. Die „Gutachten“ des mit Zoos kooperierenden – und somit nicht unabhängigen – Herrn van Veen vom 12.01.2021 und 19.08.2021 können demnach als solches nicht gewertet werden. Erforderlich ist ein Gutachten eines externen/unabhängigen Gutachters zur fachlichen Bewertung der Situation von Bally und Limbo – auch und vor allem zu der Frage, ob die Haltung dem Tierschutzgesetz entspricht oder nicht (dazu hat Herr van Veen bezeichnenderweise nichts gesagt). Trotz mehrfacher Forderung ist bis zum heutigen Tage keine Begutachtung der beiden Schimpansen durch einen unabhängigen Gutachter erfolgt.
Unabhängige Gutachter wären beispielsweise die ausgewiesenen Schimpansenexperten des Max-Planck-Institutes für evolutionäre Anthropologie, Abt. Primaten, Leipzig oder der Primatenexperte Herr Prof. Dr. Volker Sommer, Primatologe am University College, London.
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So, 02.01.2022 von 12-14 Uhr
Mahnwache vor dem Zoo Krefeld
Am kommenden Wochenende jährt sich zum zweiten Mal die Brandkatastrophe im Krefelder Zoo, bei der in der Silvesternacht 2019/20 mehr als 50 im sogenannten „Tropenhaus“ eingesperrte Tiere, darunter acht Menschenaffen, auf grauenhafte Weise zu Tode kamen: sie verbrannten bei lebendigem Leibe. Es war die schlimmste Katastrophe in einem deutschen Zoo seit dem Zweiten Weltkrieg.
Nur zwei Schimpansen überlebten die Katastrophe. Schwer traumatisiert wurden sie in einen Absperrraum des von dem Brand nicht betroffenen Gorillahauses verbracht, in dem sie seither – seit nunmehr geschlagenen zwei Jahren! – auf engstem Raum und ohne Zugang zu einem Außengehege verwahrt werden.
Ein massiver öffentlicher Protest folgte, fast 40.000 Personen unterzeichnete eine Petition zur Beendigung der tierschutzwidrigen Haltung der beiden Schimpansen: change.org/Zoo-Krefeld. Das Jane Goodall-Instituts kritisierte die Unterbringung ebenfalls öffentlich, wie auch Dr. Goodall selbst: https://janegoodall.de/bally-limbo-zoo-krefeld…/…
Nach wie vor sitzen die beiden Schimpansen Bally (48) und Limbo (28) rund um die Uhr in dem „hinter den Kulissen“ gelegenen Absperrraum (27,5 qm + 2 je 7 qm große Schlafboxen); sie haben diesen für dauerhafte Tierhaltung völlig ungeeigneten Raum seit der Brandnacht nicht mehr verlassen.
Laut bundesministeriellem Säugetiergutachten, das die Haltungsbedingungen in Zoos vorgibt, müssten ihnen wenigstens 400 qm (200 qm innen + 200 qm außen) zur Verfügung stehen. Die seit nunmehr zwei Jahren fortdauernde Haltung der beiden Schimpansen steht in eklatantem Widerspruch zu Vorgaben des bundesministeriellen Säugetiergutachtens und stellt zudem einen klaren Verstoß gegen geltendes Tierschutzrecht dar (Verstoß u.a. gegen § 2 Abs. 1. u. 2 TierSchG).
Mit der Mahnwache vor dem Zoo Krefeld wollen wir der Menschenaffen und der anderen Tiere gedenken, die bei dem verheerenden Brand ums Leben kamen; zugleich weisen wir auf die seit zwei Jahren fortdauernde tierschutzwidrige Unterbringung der beiden überlebenden Schimpansen in einem beengten Absperrraum hin.
Bis zur Fertigstellung eines geplanten Neubaus in einigen Jahren, dessen Finanzierung noch gar nicht gesichert ist, beabsichtigt der Zoo, die beiden Schimpansen in ebendem Absperrraum zu belassen, in dem sie seit nunmehr fast zwei Jahren einsitzen. Ein möglicherweise irgendwann angefügter provisorischer Außenkäfig, den sie bei entsprechender Witterung stundenweise nutzen könnten, würde an ihrer Situation nichts Wesentliches ändern: sie verblieben die meiste Zeit des Tages – sowie von Oktober bis April rund um die Uhr – in dem beengtem Bunkerraum, in tierschutzwidriger, sprich: tierquälerischer Isolationshaltung. Im Zuge einer vom Great Ape Project erstatteten Strafanzeige gegen den Zoo hat die Staatsanwaltschaft Krefeld vor Monaten schon festgestellt, dass die derzeit genutzten Räumlichkeiten „nicht dem national vorgegebenen Standard entsprechen und im Rahmen einer dauerhaften Haltung nicht genutzt werden dürften“.
Die Haltung der beiden Schimpansen in dem Absperrraum kann nach nunmehr zwei Jahren nicht mehr als „zeitlich befristete Übergangslösung“ gelten, als die der Zoo sie ausgibt, sondern muss, zumal ein Ende der Unterbringung der Tiere in dem Bunkerraum nicht absehbar ist, als nicht statthafte „dauerhafte Haltung“ gewertet werden. Angesichts des fortgerückten Lebensalters von Bally (48) besteht die Gefahr, dass die Schimpansin den Umzug in das geplante neue Affenhaus – Fertigstellung nicht vor 2025/26, wenn überhaupt – gar nicht mehr erleben wird.
Folgende Videos zeigen die tierschutzwidrige Haltung der beiden Schimpansen:
Wir fordern eine sofortige Beendigung der tierschutzwidrigen Isolationshaltung der beiden Schimpansen Bally und Limbo und ihre umgehende Verbringung in ein Primatenschutzzentrum.

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