Ministerin Heinen-Esser: âMit den Neuerungen wollen wir zum einen auch die Halter von Kleinpferden zusĂ€tzlich unterstĂŒtzen und motivieren, ihre Tiere besser vor WolfsĂŒbergriffen zu schĂŒtzen. Zum anderen fĂŒhren wir die Herdenschutzberatung und -Förderung zusammen und erhoffen uns davon noch passgenauere und beschleunigte Verfahren. Der Schritt vor der Antragstellung sollte ein klĂ€rendes BeratungsgesprĂ€ch zwischen Tierhalter und Herdenschutzberatung sein.â Die Service-Hotline der Herdenschutzberatung bei der Landwirtschaftskammer ist zu erreichen unter: 02945 / 98 98 98.
Sorgen bereitet das Wolfsrudel im Wolfsgebiet Schermbeck. Seit Oktober ist es hier wiederholt zu Ăbergriffen auf Kleinpferde (Ponys) gekommen.
Die HĂ€ufung der Ăbergriffe auf Kleinpferde hatte das Ministerium veranlasst, auch Fragen einer Entnahme – also eines Abschusses – erneut zu prĂŒfen. Ein Rechtsgutachten kommt jedoch zu dem Ergebnis, dass zumutbare Alternativen möglich sind – wie eine wolfsabweisende ZĂ€unung. Eine Entnahme von Wölfen ist weiterhin nicht rechtssicher möglich ist.
Damit die Weidetierhalter die zusĂ€tzlichen Lasten durch die RĂŒckkehr des Wolfs nicht alleine tragen mĂŒssen, unterstĂŒtzte die Landesregierung die Halter in diesem Jahr bisher mit rund 1,5 Millionen Euro. âDas ist bundesweit die zweithöchste Summe, die ein Bundesland fĂŒr PrĂ€vention und EntschĂ€digung ausgegeben hat. Im kommenden Jahr werden wir weitere Geldmittel zur VerfĂŒgung stellenâ, so Heinen-Esser.
âZiel unserer Wolfspolitik ist es, das Leben mit dem Wolf so konfliktfrei wie möglich zu gestalten und Naturschutz und Herdenschutzes in Einklang zu bringen.“Â
Dazu mĂŒssten Weiden mit potenziell gefĂ€hrdeten Haus- und Nutztieren wolfsabweisend umzĂ€unt werden, zudem sollten Tiere in dunklen Tag- und Nachtstunden am besten im Stall sein.
WĂ€hrend das Land die Förderrichtlinien anpasst und zusĂ€tzliche Mittel fĂŒr den Herdenschutz bereitstellt, stellt die Umweltministerin zugleich die Frage der VerhĂ€ltnismĂ€Ăigkeit. âDass der Wolf zu schĂŒtzen ist, steht auĂer Zweifel. Aber ab welcher GröĂenordnung sind millionenschwere Ausgaben unverhĂ€ltnismĂ€Ăig?â so Heinen-Esser. Hier mĂŒsse der Bund mehr Klarheit schaffen, die Formulierungen im Koalitionsprogramm seien sehr vage. Grobe Orientierung bietet ein zwischen Bund und LĂ€ndern Ende November 2021 verabschiedeter Praxisleitfaden Wolf.
Wölfe in Nordrhein-Westfalen
Nordrhein-Westfalen verfĂŒgt ĂŒber 4 Wolfgebiete mit Pufferzonen (Senne, Schermbeck, Oberbergisches Land und Eifel) und eine Pufferzone an der Grenze zu Rheinland-Pfalz. Nachgewiesen sind aktuell sieben Wölfe und mindestens elf ausgewachsene Welpen, verteilt auf drei Rudel und ein Einzeltier. Damit ist die Zahl der erwachsenen Wölfe im Vergleich zum Vorjahr nicht angestiegen. Zwei der drei Rudel leben auf den Landesgrenzen und halten sich nur teilweise in Nordrhein-Westfalen auf. Hinzu kommt eine unbestimmte Zahl von durchwandernden Einzeltieren, die sich teils Tage, teils Wochen in Nordrhein-Westfalen aufhalten und danach Nordrhein-Westfalen wieder verlassen. Zum Vergleich: In Deutschland wurden fĂŒr die aktuellen ZĂ€hlperiode 2020/2021 insgesamt 157 Rudel, 27 Paare und 9 ortstreue Einzeltiere angegeben.
2021 kam es bis Dezember zu rund 40 Ăbergriffen in Nordrhein-Westfalen auf Haus-und Nutztiere, mehrheitlich auf Schafe. Davon entfielen 18 Ăbergriffe auf das Rudel, das dauerhaft ausschlieĂlich in Nordrhein-Westfalen, im Wolfsgebiet Schermbeck lebt. Bei den Ăbergriffen war in der Mehrzahl der FĂ€lle kein Grundschutz gegenĂŒber dem Wolf vorhanden. Stets aktuelle Ăbersichten sind unter https://www.wolf.nrw.de/ zu finden. Zum Vergleich: Im Jahr 2020 wurden bundesweit 942 Ăbergriffe von Wölfen auf Haus- und Nutztiere registriert, die meisten in Niedersachsen und Brandenburg.
Weitere Informationen:
Informationen zum Herdenschutz der Landwirtschaftskammer:Â https://www.landwirtschaftskammer.de/landwirtschaft/tierproduktion/herdenschutz/herdenschutz-nrw.htm.
Weitere Informationen zum Urteil es DĂŒsseldorfer Verwaltungsgerichts vom 6. Mai 2021:Â https://www.umwelt.nrw.de/presse/detail/verwaltungsgericht-weist-klage-auf-entnahme-der-woelfin-gw954f-gloria-im-wolfsgebiet-schermbeck-ab-1620314698
Kommentare