Es könnte ein wichtiger Meilenstein fĂŒr den Schutz von Heimtieren in Deutschland sein:
Wie aus dem Koalitionsvertrag von SPD, BĂŒndnis 90/Die GrĂŒnen und FDP hervorgeht, plant die kĂŒnftige Bundesregierung die EinfĂŒhrung einer bundesweiten Kennzeichnungs- und Registrierungspflicht (K&R) von Hunden in Deutschland.
Wie diese umgesetzt werden soll, bleibt offen. Doch der Schritt sei wichtig und lĂ€ngst ĂŒberfĂ€llig. Davon sind die Mitglieder des Netzwerks K&R, einem interdisziplinĂ€ren Arbeitskreis von Landestierschutzbeauftragten in Deutschland, weiteren Experten und Expertinnen sowie Tierschutzorganisationen, ĂŒberzeugt. Aus Sicht des Netzwerkes wĂ€re es jedoch wichtig gewesen, auch die Kennzeichnung und Registrierung von Katzen zu berĂŒcksichtigen.
âTrotzdem ist es sehr erfreulich, dass die kommende Bundesregierung nunmehr endlich aktiv wird und damit einer schon seit vielen Jahren vom Bundesverband Praktizierender TierĂ€rzte (bpt) geforderten bundesweiten Regelung Geltung verschaffen wird“, freut sich Dr. Petra Sindern, VizeprĂ€sidentin des bpt. âDenn nur mit einer Verpflichtung zur Registrierung gelingt es, Besitzer von entlaufenen oder sichergestellten Tieren zu ermitteln. So bleibt den Hunden, hoffentlich auch bald Katzen, das Leid eines langen Tierheimaufenthaltes erspart.â
âDas Netzwerk K&R hat auĂerdem mit dem Heimtierabfrageservice HABS bereits eine Lösung parat, die kostengĂŒnstig eingesetzt werden kann, um die bestehenden Register unkompliziert zu vernetzen,“ so Sindern weiter. Neue, möglicherweise kostenintensive Lösungen, sind daher nicht notwendig. âEiner schnellen Umsetzung fĂŒr den verbesserten Tierschutz bereits im kommenden Jahr steht jetzt nichts mehr im Wege“, hofft der Bundesverband Praktizierender TierĂ€rzte.
Schlusslicht Deutschland
Als eines der wenigen LĂ€nder Europas hat Deutschland bislang keine einheitliche Pflicht zur Kennzeichnung und Registrierung von Hunden. Eine solche Pflicht beinhaltet, dass die Tiere von einem Tierarzt oder einer TierĂ€rztin mit einem Transponder, umgangssprachlich auch Chip genannt, gekennzeichnet werden. Dieser wird den Tieren schnell und unkompliziert unter die Haut injiziert. AnschlieĂend wird die Ziffernfolge des Transponders gemeinsam mit den Daten des Tieres in einem Register hinterlegt, sodass es möglich ist, ein Tier seinem Halter oder seiner Halterin zuzuordnen. Einige BundeslĂ€nder haben bereits in der Vergangenheit eigene Regeln eingefĂŒhrt, in einigen Kommunen gibt es bestimmte Vorschriften und anderenorts ist dieses Thema bislang gar nicht berĂŒcksichtigt worden.
âIm Falle der EinfĂŒhrung einer bundesweit einheitlichen und rechtspflichtigen K&R von Hunden â die jedoch dringend auch fĂŒr Katzen eingefĂŒhrt werden sollte â sind vor allem positive Effekte im Bereich des Tierschutzes zu erwarten. Aber auch fĂŒr weitere gesellschaftsrelevante Bereiche wie Rechtssicherheit, Verbraucherschutz und öffentliche Gesundheit gibt es viele Vorteile. Wir hoffen nun, dass dieser wichtige Schritt nicht nur einen Platz im Koalitionsvertrag gefunden hat, sondern auch effizient und im Sinne der Tiere umgesetzt wird. DafĂŒr setzt sich das Netzwerk K&R weiterhin einâ, so Dr. Hans-Friedrich Willimzik, Landesbeauftragter fĂŒr Tierschutz des Saarlandes und Leiter des Netzwerk K&R.
Hohe Kosten sind kein Argument mehr
Bislang ist die EinfĂŒhrung einer einheitlichen K&R-Pflicht in Deutschland gescheitert. Argumente dagegen waren beispielsweise vermeintliche hohe Kosten, wobei die frĂŒhere Bundesregierung von der Neuschaffung eines zentralen Registers ausgegangen ist. Dank der digitalen Schnittstelle HABS ist dies aber ĂŒberflĂŒssig geworden. HABS ist auch geeignet zur VerknĂŒpfung anderer in der EU bestehender Register und Ausbau auf andere Tierarten. So könnte zukĂŒnftig auch einer K&R-Pflicht fĂŒr Katzen Rechnung getragen werden, sollte diese doch noch eingefĂŒhrt werden.
Die Nutzung einer solchen digitalen Schnittstelle ist nicht nur zeitgemĂ€Ă, sondern entspricht auch den WĂŒnschen der EU. Denn langfristig sollte die deutschlandweite K&R-Pflicht in einer europĂ€isch einheitlichen Lösung aufgehen, findet auch das Netzwerk und ist dabei offenbar einer Meinung mit dem EuropĂ€ischen Parlament, das in seiner EntschlieĂung vom 12. Februar 2020 (P9_TA(2020)0035) die VerknĂŒpfung bestehender Datenbanken fĂŒr die RĂŒckverfolgbarkeit von Tieren und Haltern sowie Halterinnen gefordert hat.
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Zum Netzwerk âK&Râ
Das Netzwerk âKennzeichnung und Registrierung (K&R)â ist ein interdisziplinĂ€rer Arbeitskreis der Landestierschutzbeauftragten Deutschlands, verschiedener Tierschutzorganisationen sowie weiteren Experten und Expertinnen, u.a. dem Bundesverband praktizierender TierĂ€rzte (bpt), unter der Leitung des Landesbeauftragten fĂŒr Tierschutz des Saarlandes, Dr. Hans-Friedrich Willimzik. Ziel ist die EinfĂŒhrung einer flĂ€chendeckenden rechtspflichtigen Kennzeichnung und Registrierung fĂŒr Hunde und Katzen in Deutschland. Bislang ist Deutschland zusammen mit einigen wenigen anderen LĂ€ndern hierbei Schlusslicht in Europa. Die gravierenden Probleme, wie beispielsweise der illegale Welpenhandel, die stetige Zunahme von StraĂenkatzen sowie ĂŒberfĂŒllte Tierheime, können nur mit einer stringenten europaweit und national harmonisierten vollstĂ€ndigen Strategie der RĂŒckverfolgbarkeit von Tierhaltern und Heimtieren gelöst werden. Weitere Informationen zur Arbeit und den Mitgliedern des Netzwerks âK&Râ sind hierâŻzu finden.
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