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Flutschäden zu schwer: Seniorenzentrum „Haus Löhnbachtal“ Fröndenberg schließt – 39 Beschäftigte verlieren ihre Arbeit

Flutschäden zu schwer: Seniorenzentrum „Haus Löhnbachtal“ Fröndenberg schließt – 39 Beschäftigte verlieren ihre Arbeit

Das Neuapostolische Seniorenzentrum in Fröndenberg wird geschlossen. Das haben die verantwortlichen Vorstände entschieden. Durch die schweren Schäden nach der Flutkatastrophe vom Sommer sei derzeit absehbar keine Wiederaufnahme des Betriebs möglich.

In einer Presseerklärung führt die Neuapostolische Kirche Westdeutschland zur Schließung aus:

„Die Starkregenereignisse des Sommers sorgten auch in Fröndenberg für Verwüstungen. Davon betroffen war am ersten Sonntag im Juli auch das Neuapostolische Seniorenzentrum. Nach starken Regenfällen überflutete der Löhnbach nicht nur das benachbarte Freibad, sondern auch Keller und Erdgeschoss von „Haus Löhnbachtal“.  Autos der Mitarbeiter wurden von den Wassermassen mitgerissen und bildeten in den Folgetagen eine Kulisse für die Berichterstattung der TV-Sender.

Evakuierung der Einrichtung

Die Einsatzleitung der Feuerwehr entschied unter anderem wegen des Stromausfalls noch am Abend des 4. Juli 2021, das Haus zu evakuieren. 45 Bewohner fanden eine vorübergehende neue Heimat in anderen stationären Pflegeeinrichtungen und Krankenhäusern.

In den letzten Monaten mussten die Bewohner in 13 anderen Einrichtungen weiterbetreut werden. Dazu wurde teils Personal an andere Einrichtungen ausgeliehen. Parallel starteten die Aufräumarbeiten, die Schadensaufnahme sowie Rückbau- und Trocknungsarbeiten. „In dieser Situation haben alle unsere Mitarbeiter enormes geleistet und dafür bin ich sehr dankbar“, sagt Stefan Welbers, Leiter des Seniorenzentrums.

Schadenaufnahme läuft

Für den laufenden Betrieb von Haus Löhnbachtal hat die Flutkatastrophe jedoch einschneidende Folgen: Die meisten Mitarbeiter mussten in Kurzarbeit wechseln, Verträge mit Lieferanten und anderen Dienstleistern wurden ruhend gestellt.

Im Gebäude kommen die Rückbau- und Trocknungsarbeiten derzeit planmäßig voran. Bis zur Wiederherstellung von Erdgeschoss und Keller wird es allerdings noch mindestens neun Monate dauern. Eine Wiederaufnahme des Betriebs ist dennoch nicht absehbar, weil zum einen die Bewertung der Schäden am Gebäude noch nicht vollständig abgeschlossen ist und es zum anderen noch unbekannte Faktoren gibt. Dazu zählen beispielsweise mögliche Schäden am unter dem Gebäude verlaufenden Kanal des Löhnbachs, für den die Stadt zuständig ist.

Nach der Flut. – Foto Rinke

Betriebsfortsetzung kaum möglich

Das Problem dabei: Eine einfache Fortsetzung des Betriebs nach einer so langen Unterbrechung ist nicht möglich. Zum einen müssen sich die bisherigen Bewohner wegen der langen Wartezeit neue Einrichtungen suchen. Einige sind bereits verstorben. Zum anderen ist auch zu erwarten, dass sich viele Mitarbeiter beruflich anders orientieren. Eine Wiedereröffnung käme somit einer Neugründung gleich. Damit sind erhebliche Risiken und Aufwände verbunden.

Der Gesellschafter der Neuapostolisches Seniorenzentrum Fröndenberg gGmbH, vertreten durch den Vorstand der NAK Service AG, hat beschlossen, dieses Risiko nicht einzugehen und den Betrieb zu schließen. Der Vorstand der Neuapostolischen Kirche Westdeutschland unterstützt diese Entscheidung in seiner Eigenschaft als Eigentümer der Immobilie. Das Gebäude soll möglichst veräußert werden.

„Es soll vermieden werden, dass kirchliche Mittel für wirtschaftliche Risiken einer Neugründung eingesetzt werden müssten“, begründet Eberhard Dodt, Vorstandsmitglied der NAK Service AG, die Entscheidung.
Auch Bezirksapostel Rainer Storck bedauert die Situation. „Das Seniorenzentrum in Fröndenberg war das erste seiner Art und ein Herzensprojekt unseres verstorbenen Bezirksapostels Horst Ehlebracht.“ Das finanzielle Risiko für die Kirche sei jedoch zu groß.

Information auf Mitarbeiterversammlung

Bedauerlicherweise bedeutet die Betriebsschließung die Kündigung für die verbliebenen 36 Mitarbeiter, darunter drei Auszubildende.  Durch den aktuellen Bedarf an Pflege- und Servicekräften auf dem Arbeitsmarkt können sich jedoch viele Hoffnungen machen, kurzfristig neue Stellen zu finden.

Die bisherigen Bewohner des Pflegeheims und ihre Angehörigen wurden entweder persönlich oder per Post von der Schließung informiert. Bis zum 30. November müssen sich alle Bewohner neue Einrichtungen suchen. Einige haben sich bereits entschieden, in das Neuapostolische Seniorenzentrum „Gute Hoffnung“ in Oberhausen zu wechseln, wo einige Plätze freigehalten werden.

Zukunft der Gemeinde Fröndenberg

Die Sanierungsarbeiten am Gebäude des Seniorenzentrums und die vorgesehene Betriebsaufgabe haben auch Auswirkungen auf die neuapostolische Kirchengemeinde Fröndenberg. Die Mitglieder haben sich bislang im einem Feierraum im Erdgeschoss von „Haus Löhnbachtal“ zum Gottesdienst versammelt.

Einige neuapostolische Christen sind zudem in die benachbarten 33 Mietwohnungen der Kirche gezogen, um auf einfachem Weg den Gottesdienstort zu erreichen und, wenn die Versorgungs-Notwendigkeit eintritt, einen Heimplatz im benachbarten Pflegeheim zu bekommen. „Wir sind uns als Kirche dieser besonderen Verantwortung gegenüber den Mietern bewusst“, sagt Eberhard Dodt.

Auch wenn der Heimplatz im benachbarten Seniorenzentrum nun nicht mehr gesichert ist, soll zumindest die gottesdienstliche Betreuung weiter gewährleistet werden. Vorgesehen ist, eine Wohnung so herzurichten, dass dort Gottesdienste gefeiert werden können. Über die Zukunft der Gemeinde Fröndenberg wird der zuständige Apostel entsprechend informieren.“

Entwicklung des Seniorenzentrums

Das Neuapostolische Seniorenzentrum in Fröndenberg nahm 1998 den Betrieb auf. Es war die erste derartige Einrichtung der Neuapostolischen Kirche in Deutschland. Eine Besonderheit ist, dass die Gottesdienste der neuapostolischen Kirchengemeinde Fröndenberg seit 1999 nicht mehr in einem eigenen Kirchengebäude, sondern in einem großen Gottesdienstraum des Seniorenzentrums stattfanden. Die Bewohner konnten die Gottesdienste über die hauseigene TV-Anlage verfolgen.

Das Gebäude gehört der Neuapostolischen Kirche Westdeutschland. Träger des Seniorenzentrums ist die Neuapostolisches Seniorenzentrum Fröndenberg gemeinnützige GmbH aus Fröndenberg, eine Tochtergesellschaft der NAK Service AG. Seit 2011 firmiert das Seniorenzentrum unter dem Namen „Haus Löhnbachtal“.

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