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„Leben wie Tiere, langsamer Tod“: Anonymes Facebook-Profil zeigt Selmer Zeltstadt von innen – Dienstagabend Bürgerversammlung

„Leben wie Tiere, langsamer Tod“: Anonymes Facebook-Profil zeigt Selmer Zeltstadt von innen – Dienstagabend Bürgerversammlung

(Screenshot der Facebookseite "Selm Camp")

„Es ist ein langsamer Tod. Die Temperatur im Zelt übersteigt 36 °C.“

Facebookeintrag vom hochsommerlich warmen gestrigen Sonntag (25. Juni), 15 Uhr.

6 Tage zuvor, am 19. Juni, das erste Posting:

„Can anyone help us please? Kann uns bitte jemand helfen? Here where we live. Even animals will not accept this environment. 850 people you can find the worst management here in our camp. Hier, wo wir leben. Selbst Tiere werden diese Umgebung nicht akzeptieren. 850 Personen. Das schlechteste Management finden Sie hier in unserem Lager.“

Dazu und dazwischen sieht man Fotos eines Elendsquartiers. Überschwemmte Flure. Dreck und stickige Enge.

Die Bilder stammen aus der Zeltstadt Selm-Bork, wo das Land NRW derzeit wie berichtet über 800 männliche Asylbewerber untergebracht hat und Anwohner eine Petition dagegen gestartet haben.

Bei Facebook öffentlich gemacht hat die Fotos am Montag voriger Woche ein anonymes Profil namens Selm Camp. 

Die Seite wurde am 19. Juni eröffnet, ist also noch ganz jung. Wer sich hinter „Selm Camp“ verbirgt, darüber wird unter den Foristen unterschiedlich spekuliert. Einige vermuten eine Flüchtlingsorganisation dahinter, andere einen oder mehrere Journalisten, wieder andere eine politische Organisation.

 

 

 

„Selm Camp“ selbst behauptet, Geflüchteter zu sein und die Seite alleinverantwortlich erstellt zu haben.

„Ich bin Flüchtling und gehöre keiner Partei oder Organisation an. Und wenn Sie mich nach der Sprache fragen: Ich habe den Übersetzer benutzt. Ich spreche drei Sprachen fließend und lerne derzeit Deutsch und eine weitere Sprache.“

Nach eigener Beteuerung geht es „Selm Camp“ darum, auf die aus seiner Sicht unmenschlichen Zustände in der Zeltstadt aufmerksam zu machen und aufzurütteln.

Die Bezirksregierung Arnsberg bestätigte auf Presseanfragen, dass es sich bei der Zeltstadt höchstens um eine Übergangslösung handeln könne. Wo diese vielen hundert Menschen aber alternativ untergebracht werden könnten, sei es kurz- oder auch mittelfristig, ist ein landes- und bundesweit bekanntes Problem.

Am morgigen Dienstag, 27. Juni, wird im Feuerwehrgerätehaus Bork eine Bürgerversammlung stattfinden, bei der die Sorgen der Anwohner (wir berichteten über deren Petition) ebenso thematisiert werden sollen wie die Klagen der Bewohner. 

 

Die Initiatoren der Petition zur Zeltstadt Bork  laden zu dieser Versammlung wie folgt ein: 

„Seit über einem Jahr steht auf dem Gelände des LAFP in Bork erneut eine Flüchtlingsunterkunft. In den vergangenen Wochen hatte sich gezeigt, dass der Informationsbedarf der Bevölkerung zu dieser Einrichtung gestiegen ist.

Daher will Bürgermeister Thomas Orlowski bei einer Bürgerversammlung gemeinsam mit Vertretern weiterer Behörden nun Informationen zur Unterkunft und den Maßnahmen vor Ort geben. Am Dienstag, 27. Juni, findet diese Bürgerversammlung ab 18 Uhr im Feuerwehrhaus Bork statt. Neben Bürgermeister Thomas Orlowski werden Landrat Mario Löhr als Chef der Kreispolizeibehörde, Vertreter der Bezirksregierung und der Kreispolizeibehörde Rede und Antwort stehen.“

 

 

 

Kommentare

WORDPRESS: 8
  • Irinja vor 1 Jahr

    Schade, dass nicht MIT den Geflüchteten diskutiert wird, sondern nur ÜBER sie…!

    • Wie kommen Sie darauf, Irinja? Die Einladung zur Bürgerversammlung steht allen Besuchern offen.

      • Irinja vor 1 Jahr

        Ich finde Ihre Antwort (Redaktion) ziemlich überheblich. So wird sich am Ist-Zustand rein gar nichts ändern. Es wäre m.M.n. zielführend, die Menschen zusammen zu bringen, wenn gegenseitige Toleranz gewünscht ist. Dazu hätte sich niemand einen Zacken aus der Krone gebrochen, in der Unterkunft die Versammlung bekannt zu geben und die Menschen (um die es ja geht) explizit auch einzuladen.

  • Irinja vor 1 Jahr

    Ich finde Ihre Antwort (Redaktion) ziemlich überheblich. So wird sich am Ist-Zustand rein gar nichts ändern. Es wäre m.M.n. zielführend, die Menschen zusammen zu bringen, wenn gegenseitige Toleranz gewünscht ist. Dazu hätte sich niemand einen Zacken aus der Krone gebrochen, in der Unterkunft die Versammlung bekannt zu geben und die Menschen (um die es ja geht) explizit auch einzuladen.

    • Wenn Sie unsere kurze, sachliche Antwort überheblich finden, haben wir uns missverstanden, Irinja. Natürlich ist es evident, auch MIT den Bewohnern der Zeltstadt zu sprechen. Da beim Treffen heute Abend aber alle maßgeblichen Entscheider vor Ort sind, gehen wir eigentlich sicher davon aus, dass dies entweder schon geschehen ist oder noch geschehen wird. Dass die derzeitigen Zustände buchstäblich kein Zustand sind und auf Kosten ALLER gehen, darüber herrscht gewiss kein Zweifel. Danke für Ihre Anmerkungen, wir bleiben an der Problematik dran.

    • Nun, sie sind eingeladen worden. Waren auch da, aber Unruh ein Interview zu geben. Die Seite ist nun auch vom Netz. Behauptungen es wäre wie in einem KZ reichten dann wohl.