„Fragt ihn einfach freundlich, ob es ihm gut geht und ob er etwas braucht.“
Diese Bitte äußert eine Mitarbeiterin unserer Redaktion, die in Fröndenberg wohnt und auf ihrem Weg zum Einkaufen seit einiger Zeit an der Schlafstatt eines Obdachlosen vorbeikommt. Genaugenommen „wohnt“ der Mann dort unter dem Vordach des Aldi am Bruayplatz, wo er seinen Schlafsack ausgebreitet und seine wenigen Besitztümern in Tüten verstaut um sich herum gestapelt hat.
Tagsüber ist er meist in Fröndenberg unterwegs, in den Abendstunden kehrt er zum Aldi-Komplex zurück und legt sich dort zur Ruhe.
Bisher hatte unsere Mitarbeiterin den Mann wenn, dann immer schlafend angetroffen. Gestern am frühen Abend traf sie ihn wach an und nutzte die Gelegenheit, ihn anzusprechen. „Ich habe mir schon ein bisschen Sorgen um ihn gemacht, wo es jetzt draußen immer kälter wird“, schilderte sie ihre Beweggründe.
Der wohnungslose Mann habe auf ihre Frage, ob es ihm gut gehe, freundlich genickt. Ja, es sei alles in Ordnung, es gehe ihm gut.
„Auf meine Frage, ob er etwas braucht, hat er sehr gezielt geantwortet, indem er auf ein Spekulatius in seiner Hand und dann eine fast leere Spekulatiustüte zeigte: Er hätte gern etwas zu essen. Was er denn gern hätte, fragte ich ihn.
Er sagte, vielleicht ein belegtes Brötchen und eine Flasche Cola. Ich sagte ihm, dass ich sowieso gerade zum Aldi wollte, und habe ihm ein bisschen was zusammengekauft, zwei belegte Baguettes, ein paar Bananen, eine frische Tüte Spekulatius, die gewünschte Cola, ein paar Körnerbrötchen. Und einen kleinen Schokoladennikolaus. Als ich ihm das brachte, hat sich sehr gefreut und mehrmals bedankt.
Auf meine Frage, ob sich denn jemand um ihn kümmere, sagte er, ja, „die Stadt, das Amt“ wisse Bescheid. Mit dieser Auskunft bin ich einigermaßen beruhigt nach Hause gegangen.“
Die entsprechende Anfrage unserer Redaktion bejahte dann auch heute die Pressesprecherin der Stadt Fröndenberg, Ulrike Linnenkamp. Ja, dieser Mann sei beim Ordnungsamt bekannt.
„Er übernachtet ja schon eine ganze Weile dort am Aldi“, bestätigte Linnenkamp.
„Wir haben ihm angeboten, ihn in einer städtischen Unterkunft unterzubringen. Das hat er bisher aber abgelehnt. Wir können ihn nicht zwingen. Er ist ein erwachsener Mensch, der für sich entscheidet.“
Da der Mann weder bettele noch sich in irgendeiner Weise auffällig oder gar aggressiv verhalte, spricht für das Ordnungsamt nichts dagegen, ihn dort zu lassen, wo er augenscheinlich momentan einfach sein will.
Eine Handhabe für Ordnungsdienst oder Polizei besteht gegenüber einem erwachsenen Menschen grundsätzlich nur dann, wenn er entweder andere oder sich selbst gefährdet. Letzteres konkretisiert Ulrike Linnenkamp an einer akuten Sorge der Stadt:
„Wenn es jetzt in den nächsten Nächten richtig kalt wird mit Frost, müssen wir schon überlegen, ob es zu verantworten ist, ihn dort schlafen zu lassen. Die Mitarbeiter unseres Ordnungsamtes haben aber ein Auge auf ihn. Und ich denke, er ist auch der Tafel bekannt.“ Zu den Räumen der Fröndenberger Tafel sind es vom Aldi nur einige Schritte.
Die Mitarbeiterin unserer Redaktion möchte ihrerseits noch einmal herzlich dazu appellieren, gerade im Winter nicht einfach an Obdachlosen vorbei zu gehen:
„Sprecht sie an und fragt sie einfach freundlich, ob sie etwas brauchen. Wenn die Antwort Nein ist, akzeptiert das. In den allermeisten Fällen wird die Reaktion aufgeschlossen, freundlich oder auch dankbar sein.“
- Hilfeangebote für Obdachlose in Form von Schlafstätten bieten die meisten Kommunen vor Ort. In Unna kümmert sich die Caritas um Wohnungslose mit Beratungsangeboten und der Tagesstätte an der Hansastraße sowie der Übernachtungsstelle für Männer an der Kamener Straße. Sehr engagiert in der Obdachlosenhilfe ist auch der Verein „Helping Hands Unna“, der zum Beispiel jeden Sonntag am Katharinenplatz in der Innenstadt ein kostenloses Mittagessen für Wohnungslose und Bedürftige anbietet.
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