Wer leicht erkrankt ist, kann sich telefonisch krankschreiben lassen. Jetzt ist eine Diskussion darüber entbrannt.
Die Hausärzte wollen die telefonische Krankschreibung beibehalten. Die Vorsitzende ihres Verbandes nannte das medizinisch sinnvoll.
Die Bundesvereinigung der Arbeitgeberverbände glaubt dagegen, dass viele Arbeitnehmer die telefonische Krankschreibung missbrauchen.
Für eine Krankschreibung müssen Patienten seit Dezember 2023 nicht mehr zwingend in die Arztpraxis kommen: Wer leicht erkrankt ist, kann sich telefonisch krankschreiben lassen.
Eltern können für ihre erkrankten Kinder eine ärztliche Bescheinigung per Telefon erhalten.
„Das senkt für andere Patienten die Gefahr, sich im Wartezimmer mit Infekten anzustecken“, schreibt die Bundesregierung auf ihrer Website. Die Regelung soll außerdem Arztpraxen entlasten.
In der Regel finde ein direktes Gespräch mit dem Arzt statt, sagte die Sprecherin des Hausärzteverbands Nordrhein, Monika Baaken, dem WDR. „Dabei werden dann genau die Symptome abgefragt.“ Es werde geklärt, ob es sich wahrscheinlich tatsächlich um eine Krankheit handelt, die keiner genaueren Untersuchung bedarf.
Es könne allerdings sein, dass Mitarbeiter der Arztpraxis mit dem Patienten ein Vorgespräch führt. Über die Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung – längstens für 5 Kalendertage – entscheidet immer der Arzt.
Die DAK-Gesundheit veröffentlichte letzte Woche ihren Gesundheitsreport online und sprach von einem Rekordniveau des Krankenstands im Sommer 2024.
Demnach gingen die häufigsten Ausfälle auf Muskel-Skelett-Erkrankungen zurück, gefolgt von psychischen Erkrankungen. An dritter Stelle standen Atemwegserkrankungen.
Einige Arbeitgeberverbände fordern die Abschaffung der telefonische Krankschreibung. Sie befürchten, dass diese die Hemmschwelle für Krankmeldungen senke und dadurch Ausfälle und Kosten steigen.
Steffen Kampeter, Hauptgeschäftsführer der Bundesvereinigung der deutschen Arbeitgeberverbände (BDA), äußerte in der Rheinischen Post die Sorge, dass die Regelung zu Missbrauch einlade und daher beendet werde sollte.
Auch Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) unterstützt die Forderung und kündigte im September eine Überprüfung an. Wie das Ärzteblatt berichtet, sieht er eine mögliche Korrelation zwischen dem gestiegenen Krankenstand und der Einführung der Maßnahme.
Derweil sprechen sich einige Krankenkassen und Ärzteverbände für die Beibehaltung der telefonischen AU aus.
AOK-Vorstand Carola Reimann betonte gegenüber dem RND, dass diese Regelung verantwortungsvoll genutzt worden sei. Ihres Wissen nach gebe es keinen Zusammenhang mit dem hohen Krankenstand.
Die Vorsitzende des Hausärzteverbands, Nicola Buhlinger-Göpfarth, nannte die Einführung der telefonischen Krankmeldung „eine der ganz wenigen erfolgreichen politischen Maßnahmen zur Entbürokratisierung des Gesundheitswesens“.
Sie warnte ä, dass eine Abschaffung „die Patientenversorgung gefährden“ könnte, da die Praxen die damit verbundene Mehrbelastung nicht auffangen könnten.
Quellen: WDR, civey.com
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