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Terroranschlag beim Solinger „Festival der Vielfalt“: Syrer (26) in Untersuchungshaft

Terroranschlag beim Solinger „Festival der Vielfalt“: Syrer (26) in Untersuchungshaft

(In einer Eilmeldung berichtete die Wuppertaler Polizei gegen 21.45 Uhr am Abend des 23. August erstmals über den Anschlag.)

In einem Blutbad endete am Freitagabend, 23. August, das wenige Stunden zuvor begonnene Stadtfest „Fest der Vielfalt“, zum 650. Jahres-Jubiläum in Solingen, keine Autostunde von Unna entfernt.

Ein zunächst als „arabisch“, später als „südländisch aussehend“ beschriebender Mann stach mit einem Messer vor der Bühne zu und tötete drei Menschen.

Acht weitere wurden schwer verletzt. Vier schweben weiter in Lebensgefahr.

UPDATE am 25. 8., 8.30 Uhr:

Am frühen Sonntagmorgen (25. August) um 4 Uhr  teilten Staatsanwaltschaft und Polizei Düsseldorf mit, dass sich ein 26-jähriger Mann bei den Ermittlungsbehörden gestellt habe. Er habe angegeben, für den Anschlag verantwortlich zu sein.

Der Mann wurde vorläufig festgenommen. Medienberichten zufolge hatte sich der Mann am Abend einer Polizeistreife gestellt.

Ein Ermittlungsrichter am Bundesgerichtshof (BGH) in Karlsruhe erließ am Nachmittag Haftbefehl unter anderem wegen Verdachts der Mitgliedschaft in der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) und wegen Mordes.

Dem Spiegel zufolge ist der Inhaftierte ein 26-jähriger Syrer, der Ende Dezember 2022 nach Deutschland gekommen sei und in Bielefeld einen Antrag auf Asyl gestellt habe. Innenminister Reul zufolge hat er in einer Flüchtlingsunterkunft in Solingen gewohnt, nur 250 Meter vom Tatort entfernt.

Den Sicherheitsbehörden war er nach Spiegel-Informationen bislang nicht als islamistischer Extremist bekannt.

 Issa al H. sollte gleichwohl im vergangenen Jahr abgeschoben werden.

„Welt“ und andere Medien berichten, dass der Verdächtige 2023 nach Bulgarien abgeschoben werden sollte, es gab bereits einen Abschiebetermin. Er tauchte jedoch ein halbes Jahr lang unter.

In der Zeit verstrich die Überstellungsfrist nach Bulgarien.

Der 26-jährige Syrer meldete sich im Anschluss wieder bei den Behörden und wurde daraufhin in der Flüchtlingsunterkunft in der Solinger Innenstadt untergebracht.

Die Bundesanwaltschaft als oberste deutsche Anklagebehörde hat währenddessen die Ermittlungen übernommen. Sie ermittelt auch wegen Verdachts der Mitgliedschaft in der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) gegen den Tatverdächtigen.

……..

Am Samstag war bereits ein 15-Jähriger in der städtischen Flüchtlingsunterkunft festgenommen worden. Er soll kurz vor der Attacke mit dem Täter gesprochen haben. Er kennt den bis dato Flüchtigen.

Der 15-Jährige soll laut „Spiegel“ aus Kirgisistan stammen.

Außerdem wurden mehrere Messer gefunden. Eins lag unter einem der erstochenen Opfer.

Laut Polizei schweben vier Verletzte in Lebensgefahr. Gegen den Angreifer werde deshalb auch wegen achtfachen versuchten Mordes ermittelt.

Der Messer-Angreifer hatte  gezielt in Richtung der Hälse seiner Opfer gestochen. Kein anderes Motiv als Terror sei ersichtlich.

Der Täter soll die Besucher unmittelbar vor der Bühne, auf der Livebands spielten, attackiert haben. Bei den Todesopfern handelt es sich um eine Frau (56) und zwei Männer (56, 67) aus Solingen und Düsseldorf.

In einem Bericht der Polizei Solingen, von dem WELT AM SONNTAG Kenntnis hat, soll wörtlich stehen:

 „Von einem bei der Tat verletzten Zeugen wurde angegeben, dass man den unbekannten Tatverdächtigen ,aus Solingen kenne’ und dieser auch Besucher einer örtlichen Moschee sei. Ein Zeuge berichtete, dass der Tatverdächtige bei seinen Tathandlungen ,Allahu Akbar’ gerufen habe.“

Die Polizei löste Großalarm aus und wertet die Tat als Anschlag.

Solingens Oberbürgermeister Tim Kurzbach (SPD) schrieb auf Facebook:

„Heute Abend sind wir alle in Solingen in Schock, Entsetzen und großer Trauer … Wir wollten alle gemeinsam unser Stadtjubiläum feiern und haben nun Tote und Verletzte zu beklagen. Es zerreißt mir das Herz, dass es zu einem Attentat auf unsere Stadt kam. Ich habe Tränen in den Augen, wenn ich an diejenigen denke, die wir verloren haben. Ich bete für alle, die noch um ihr Leben kämpfen.“

Aus Anlass des 650. Geburtstags der Stadt Solingen hatte am Freitag ein „Festival der Vielfalt“ begonnen. Es sollte bis Sonntag dauern.

Während des Anschlags hatte gerade die Band „Suzan Köcher‘s Suprafon“ ihren Auftritt auf der Bühne. Frontfrau Köcher schildert, nun in einem Statement, wie sie den Anschlag erlebt hat:

„Wir hatten gerade die letzte Note unseres vorletzten Songs gespielt, da ist mir plötzlich aufgefallen, dass die Leute fluchtartig den Platz verlassen. Zunächst habe ich nicht verstanden wieso. Im nächsten Moment habe ich gedacht, dass es vielleicht eine Schlägerei gegeben hat. Dann habe ich Schreie gehört und verstanden, dass wir uns schnellstmöglich Schutz suchen müssen. Ich habe meine Gitarre sofort weggeschmissen und mir ein Versteck hinter dem Schlagzeug gesucht.

Wir wussten nicht, auf wen es der Angreifer abgesehen hat und ob es sich um ein Messer oder eine Schusswaffe handelt, weshalb ich mich so flach hingelegt habe, wie es geht. Von der Tat selbst habe ich nichts gesehen. Meine Eltern haben mich hinter der Bühne aufgesucht und ich war froh, dass sie unversehrt waren. Eine Frau schrie nach einem Notarzt – ich habe verschwommene Erinnerungen daran, wie man versucht hat mehrere Personen wiederzubeleben.

Unser Techniker war zunächst nicht aufzufinden und wir haben uns große Sorgen gemacht. Er musste das Mischpult schlagartig verlassen und konnte sein Smartphone nicht einstecken. Zum Glück war auch er unversehrt.

Ich bekomme das Bild von der Plane am Boden nicht mehr aus dem Kopf. Darunter lag ein toter Mensch – direkt vor der Bühne. Das ist alles unbegreiflich für uns und unfassbar schlimm.“

Quellen: Polizei Düsseldorf und Solingen, Stadt Solingen, ARD, Solinger Tageblatt, Berliner Morgenpost,

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