„Die Gen Z hinterfragt den Sinn ihrer Arbeit, schätzt Teamwork und legt Wert auf Abwechslung. Lehrjahre sind keine Herrenjahre – dieser Satz ist nicht mehr en vogue. Die jungen Leute wollen vor allem in ihrer Individualität wahrgenommen werden.“
Über Fachkräftemangel und die Erwartungen der „Generation Z“ ging es beim Wirtschaftsgespräch der Industrie- und Handelskammer (IHK) zu Dortmund in Holzwickede.
Die unangenehme Wahrheit: Den Unternehmen gehen die qualifizierten Mitarbeiter aus, der demografische Wandel fordert seinen Tribut. So wurde eingangs festgestellt:
„Bis 2030 werden im Ruhrgebiet rund 270.000 Fachkräfte fehlen, allein in der IHK-Region sind es etwa 40.000.“
Immerhin bei den Unternehmen in Holzwickede hat sich die Ausbildungssituation wieder stabilisiert, wie der IHK-Hauptgeschäftsführer im Gespräch erläuterte und den „Top-Ausbildungsstandort Holzwickede“ besonders lobte. Bis Ende Oktober des laufenden Jahres verzeichnete die IHK insgesamt 88 neue Ausbildungsverhältnisse.
Ein geschätzter „Ausbildungsbetrieb“ ist auch die Gemeindeverwaltung selbst, wie Kämmerer Andreas Heinrich im Podiumsgespräch ausführte. Gegenwärtig durchlaufen insgesamt zehn Auszubildende – etwa angehende Verwaltungsfachangestellte – die unterschiedlichen Bereiche. 2024 sollen sieben neue Azubis eingestellt werden.
Neue Mitarbeiter werden von allen Unternehmen am Standort gesucht. Und schon bald wird die Zahl der Betriebe vor Ort weiter wachsen. Die Gemeinde trägt den zahlreichen Anfragen aus der Wirtschaft Rechnung und weist am Airport Dortmund neue Flächen aus.
„Unmittelbar an der A40 entwickeln wir in Zusammenarbeit mit der WFG den ECO PORT Süd. Ab 2024 bringen wir hier weitere 7 Hektar hochwertige Gewerbefläche an den Markt“,
so Holzwickedes Wirtschaftsförderer Andreas Thiel.
Welche Rolle angesichts des Fachkräftemangels die Generation Z spielt und welche besonderen Ansprüche sie an die Unternehmen stellt, erörterte Stella Schwarz, Senior HR-Consultant bei Gen Talents. Gen Talents läuft unter dem Dach der Bildungsplattform STARTUP TEENS, die sich zum Ziel gesetzt hat, junge Menschen beim Weg in die Selbstständigkeit zu unterstützen und Unternehmen zu beraten:
„Sie hören oder lesen in den Medien oft, diese Generation sei wenig arbeitswillig. Bis 2025 wird diese Gruppe aber 35 Prozent des Bruttoeinkommens in Deutschland erwirtschaften. Zudem geben 50 Prozent der Befragten aus dieser Generation an, sich vorstellen zu können, sich selbstständig zu machen. Das sagt niemand, der keine Lust hat, zu arbeiten.“
Gleichzeitig wies Schwarz darauf hin, dass man davon ausgehe, diese Generation werde im Laufe ihres Berufslebens rund 20 verschiedene Arbeitgeber haben. „Die Gen Z hinterfragt den Sinn ihrer Arbeit, schätzt Teamwork und legt Wert auf Abwechslung. Lehrjahre sind keine Herrenjahre – dieser Satz ist nicht mehr en vogue“, sagte Schwarz und ergänzte: „Die jungen Leute wollen vor allem in ihrer Individualität wahrgenommen und akzeptiert werden.“
Den Schlusspunkt im offiziellen Teil des Wirtschaftsgesprächs setzte die neue IHK-Regionalbetreuerin Maike Fritzsching. Sie erläuterte, wie die IHK die Unternehmen bei der Suche nach neuen Fachkräften unterstützt und stellte die bundesweite Ausbildungskampagne „Jetzt #könnenlernen“ vor, die seit dem Frühjahr mit aufwändigen Videoclips vor allem in den sozialen Medien wie TikTok für Aufsehen sorgt. „Wichtig ist uns, den jungen Leuten auf Augenhöhe zu begegnen. Und das gelingt sehr gut über gleichaltrige Influencer, die aus erster Hand über ihre Ausbildung berichten.“ Fritzsching appellierte an die Unternehmen: „Wir brauchen Sie, um diese Kampagne in die Region zu tragen. Wenn Sie Interesse haben, sich zu beteiligen, sprechen Sie uns gerne an!“
PM IHK zu Dortmund
Kommentare
Nun habe da selbst eine etwas anderer Erfahrung und somit Auffassung zu Stella Schwarz.
Zitiere dazu gerne aus Focus online vom 23.11. den Jung-Unternehmer Floyd Janning (29).
„Die Generation Z hat nie gelernt, Arbeit richtig zu interpretieren.
Aber letztlich geht das Ganze tiefer, bereits Wohlstand wird völlig falsch interpretiert. Aus meiner Sicht ist das das größte Manko, dass wir derzeit haben.
Der Lebensstandard wird nicht hinterfragt, er ist einfach da, wird für selbstverständlich genommen. Die enorme Arbeitsleistung, die dahintersteckt, all das, was die Nachkriegsgenerationen geleistet haben und wie da gebuckelt wurde, das wird ausgeblendet.
Ich versuche mich in Bewerber reinzuversetzen, die ihr Weltbild offensichtlich schwerpunktmäßig auf moderne Medien beziehen. Ich sage ganz bewusst moderne Medien, denn mit sozial hat das nichts zu tun. Die Bilder, die produziert werden, gehen an der Wirklichkeit vorbei.
Es geht nicht im Geringsten darum, Wertschöpfung zu generieren. Diesen Leuten ist es genug, wenn sie selbst gut durchs Leben kommen. Teile der Generation Z haben offensichtlich nicht verstanden, dass ihr Handeln Auswirkungen aufs Gesamtgefüge hat.“ Zitat Ende
Von einem Wunsch der Selbstständigkeit und Übernahme von Verantwortung ist die GenerationZ in Denke und Handeln zu Weit entfernt
Danke für Ihren Beitrag, St. Gremling. Es wird sich zeigen, wie und ob es passt, wenn in wenigen Jahren die Babyboomer in Rente gehen.