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Eskalierte Clan-Fehde in Revierstädten: Reul sieht Zusammenhang – Essens OB appelliert an Libanesen und Syrer seiner Stadt

Eskalierte Clan-Fehde in Revierstädten: Reul sieht Zusammenhang – Essens OB appelliert an Libanesen und Syrer seiner Stadt

Am Donnerstag Castrop-Rauxel, am Freitag Essen: Zwischen den Massenschlägereien im Clan-Milieu in den beiden 30 km entfernten Ruhrgebietsstädten in der vorigen Woche sieht NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU) einen direkten Zusammenhang.

Das sagte er heute (21. Juni) vor dem Innenausschuss des Landtags.

Demnach sei der Zusammenprall von über 100 Personen am Freitag in Essen durch den vollkommen eskalierten Kinderstreit tags zuvor in Castrop-Rauxel ausgelöst worden. Wie berichtet, kamen dabei Schlagstöcke, Messer und Macheten zum Einsatz. Ein Mann wurde lebensgefährlich durch Stiche verletzt.

Etwa 3 Dutzend Strafanzeigen hat es laut Innenminister Reul bisher gegeben.

Als Beweis für den direkten Zusammenhang der beiden blutigen Krawallen zieht Reul die Aufrufe vor dem vergangenen Wochenende in den sozialen Netzwerken heran.

„Das sieht für mich nicht unbedingt nach einem Zufall aus – zumal im Netz ja durchaus mit Parolen nach dem Motto „Kommt nach Essen“ dafür mobilisiert wurde.“

Damit widerspricht der Innenminister offen der Staatsanwaltschaft Dortmund, die einen Zusammenhang zwischen den Schlägereien in Castrop-Rauxel und Essen bisher ausgeschlossen hatte.

Ausgangspunkt für die Schlägereien war, was laut nunmehr als gesichert gilt, ein Streit zwischen zwei 11-jährigen Jungen – einer Syrer, einer Libanese. Beide Kinder wohnen im selben Mietshaus. Final droschen komplette Familien aufeinander ein.

Wählten Polizeipressestellen und die öffentlich-rechtliche Presse wie der WDR für die Beschreibung der Kontrahenten zunächst noch die verallgemeinernde Bezeichnung „Männergruppen“, wird inzwischen auch in überregionalen Medien offen von „Clan-Fehde“ bzw. „Clan-Krieg“ geschrieben und berichtet.

Auch der Essener Oberbürgermeister Thomas Kufen appelliert in einem Aufruf dezidiert an die Libanesen und Syrer seiner Stadt, mit der Polizei und der Stadtverwaltung zusammenzuarbeiten und Informationen über die Massenschlägereien weiterzugeben. Er habe, so sagte Kufen in einem Radio-Interview, viele  Anrufe und E-Mails von Essener Libanesen und Syrer bekommen, die sich für das gewalttätige Verhalten ihrer Landsleute schämten und sich entschuldigten. 

Am Montag gab es ein gemeinsames Treffen von Polizei und Ordnungsbehörden, um die weiteren Schritte zu besprechen. „Als Stadtverwaltung unterstützen wir die Arbeit der Polizei“, so OB Kufen. „Wir führen auch unsere enge Zusammenarbeit in der besonderen Aufbauorganisation (BAO) Clan konsequent weiter.“

Verabredet wurde auch, dass ein detaillierteres Lagebild zur syrischen Community in Essen erstellt werden soll. Die Stadtverwaltung hatte 2021 bereits eine Studie veröffentlicht. Dem vorausgegangen war eine repräsentative Befragung mit Unterstützung des Ministeriums für Kinder, Familien, Frauen und Integration (MKFFI) des Landes NRW durch das Zentrum für Türkeistudien und Integrationsforschung (ZfTI). Den Ergebnisbericht finden Interessierte hier: https://media.essen.de/media/wwwessende/aemter/0115_1/newsletter_5/sonstiges_1/2021-07-05_Kurzfassung_Endbericht_Syrische_Community.pdf

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