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Wer kostenlos parken lässt, „hat´s nötig“: Unnas Arroganz den kleineren Nachbarn gegenüber – ist sie gerechtfertigt? Und wenn ja: Wodurch?

Wer kostenlos parken lässt, „hat´s nötig“: Unnas Arroganz den kleineren Nachbarn gegenüber – ist sie gerechtfertigt? Und wenn ja: Wodurch?

Kostenlos parken mit der Parkscheibe - hier in Kamen, Koepeplatz. (Foto Rinke)

Mit beeindruckendem Selbstbewusstsein bereitet Grünschwarz in Unna ein Brachial-Parkkonzept mit exorbitanten Gebühren und einem Kahlschlag an Straßenparkplätzen vor, während sämtliche kleineren Nachbarn weiter mit komplett kostenlosem Parken um Kunden werben.

So gibt es in Kamen, Bergkamen, Fröndenberg, Schwerte wie auch Holzwickede keine Parkscheinautomaten und in Werl nur wenige, wo man dann für 1 Euro den ganzen Tag bezahlt hat.

Für die Befürworter der maximal autoarmen Innenstadt lösen Verweise auf die kleineren Nachbarstädte meist reflexartig spöttisch-abfällige Bemerkungen aus wie:

„Kommt trotzdem keiner, sieht man ja an den Leerständen“ (Kamen) oder „Kein Wunder, wer will dort schon einkaufen – und was auch“ (Fröndenberg). Kurz: Wer kostenlos parken lässt, der muss es nötig haben.

Auch wo solche arroganten und nebenbei auch meist einfach falschen Kommentare nicht explizit ausgesprochen werden, schwingen sie doch permanent mit, wenn aus dem Unnaer Rathaus Vorschläge wie dieses nun vorgelegte Parkkonzept kommen:

Man legt die Axt an die oberirdischen Stellplätze an, dreht die Gebührenschraube in absurde Höhen (mit 3,60 Euro pro Stunde Parken überträfe Unna locker noch Düsseldorf), lässt gleichzeitig – für den Moment? – die Gebühren in den Parkhäusern und Tiefgaragen unangetastet und geht sodann mit erstaunlicher Gewissheit davon aus, dass diese Brachialmaßnahmen ganz selbstverständlich die Besucher von auswärts in die Parkhäuser ziehen und diese somit (endlich?) füllen werden.

Insgesondere dürfte es Grünschwarz und der Stadtspitze dabei um einbestimmtes Parkhaus gehen: Das jüngste, das Unna besitzt, nämlich das im Einkaufszentrum Neue Mühle, wo – ziemlich peinlich für die Stadt und die damals applaudierende Politik – über 300 Stellplätze auch ein Dreivierteljahr nach der gefeierten Eröffnung weiter auf Belegung harren. Aktuell sind die beiden Parkdecks durchschnittlich zu einem Drittel belegt, erfuhren wir von der WBU.

Es bedarf daher noch eines gewissen Anschubs, um die Baugenehmigung für einen so völlig aus der Zeit gefallenen, klimafeindlichen „Betonklotz“ nachträglich doch noch irgendwie zu rechtfertigen. Dieser Gedanke drängt sich hartnäckig wie ein lästiger Verwandter auf, möglicherweise nicht nur uns als überkritischer Presse.

Dass Unnas Bürger hier schlicht das geliefert bekommen, was sie bei der Kommunalwahl bestellt haben, trifft nur zur Hälfte zu. Mit Sicherheit trifft es auf die Grünenwähler zu, die diesem Konzept vermutlich auch mehrheitlich gewogen sind.

Ihre Partei setzt hier in atemberaubender Geschwindigkeit und maximaler Konsequenz lupenrein ihre zuvor klar kommunizierte Agenda um und braucht sich eines mit Sicherheit nicht vorwerfen zu lassen: Dass sie vor der Wahl nicht exakt gesagt hätte, was sie nach der Wahl zu tun beabsichtigt.

So verkündete bereits zur Mitte der vorherigen Ratsperiode unter Bürgermeister Werner Kolter (SPD) der damalige und jetzige Grünen-Ratsherr Karl Dittrich wörtlich in mindestens einem Fachausschuss:

„Unser Ziel muss es sein, die Autos aus der Innenstadt heraus zu bekommen.“

Dittrich war damals einer von 7 Grünen im Rat. Heute ist er einer von 13 und Mitglied einer Fraktion, die es mit Respekt einflößender Abgebrühtheit schafft, den fast gleich großen Partner CDU, der immerhin den Bürgermeister stellt, in einer schwarzgrünen „Projektgemeinschaft“ am Nasenring durch die Manege zu ziehen und Unna in einer Weise auf Grün zu trimmen, als wäre Schwarz neuerdings die Farbe eines Laubfroschs.

Was letztlich sogar zutrifft, denn die Unnaer CDU hat in ihrer schwarzgrünen oder besser grünschwarzen „Projektgemeinschaft“ wie ein Chamäleon die Farbe ihres Projektpartners angenommen. So mancher CDU-Wähler dürfte sich ungläubig die Augen reiben, sich gar farbenblind wähnen.

Wahrzeichen Unnas – Eselsbrunnen auf dem Alten Markt, hier Grünschwarz eingefärbt. (Foto RB)

Auch der christdemokratische Bürgermeister macht staunen, trat er doch seinerzeit öffentlichkeitswirksam an mit dem Mobilitätsversprechen, „alle Verkehrsteilnehmer und Verkehrsmittel gleichrangig“ zu behandeln, keinen und keins bevorzugen oder benachteiligen zu wollen. Dies sieht man jetzt mit dieser „Innenstadt autofrei“-Orgie gewissermaßen auf den Kopf gestellt.

Nun schaut der Herr Wigant der radikalen Ökologisierung seiner Innenstadt momentan in schweigendem Wohlgefallen aus seinem Rathausbüro aus zu und überlässt vorerst seinem Beigeordneten Markus von der Heide das undankbare Geschäft, sich vor der Presse für ein bereits öffentlich komplett zerrissenes Parkkonzept rechtfertigen zu müssen. Von der Heide bewerkstelligte diese Aufgabe so, indem er bei der Pressekonferenz am Donnerstag (mehrmals) klarstellte: Er handele hier im Auftrag, und zwar dem von CDU und Grünen.

Mit anderen Worten: („Das hier ist nicht auf meinem Mist gewachsen. Ich MUSS das tun.“) Das sagte er natürlich nicht laut, gedacht wird es möglicherweise haben. Aber sei´s drum. Herr von der Heide wohnt übrigens in Werl, wo man auf 5 kommunalen Stellplätzen den ganzen Tag für 1 Euro parken kann. Erwähnten wir das schon? Egal.

Jedenfalls wusste der noch nicht so lange amtierende Kreisstadt-Beigeordnete vor der Presse seine „Auftragsarbeit“ namens Parkraumbewirtschaftungskonzept eloquent zu erklären, zu erläutern und positiv zu bestärken. Befragt, was die Stadtverwaltung denn zu tun gedenke, wenn ihr ausgeklügelt durchdachtes Konzept dann wider Erwarten doch nicht aufgeht – wenn die auswärtigen Innenstadtbesucher also nicht Unnas Tiefgaragen und Parkhäuser fluten, sondern kurzerhand in andere Städte abdrehen? Möglicherweise sogar in die ach so gern bespöttelten kleineren Nachbarstädte, die in ihrer nackten Not mit kostenlosem Parken werben müssen?

Darauf antwortete Herr von der Heide nonchalant: In einem solchen Fall müsse und werde man natürlich „nachjustieren“.

Man wünscht schon jetzt gutes Gelingen dabei, all die Verbotsschilder wieder einzusammeln und verschreckte autofahrende Besucher von auswärts wieder als Unnaer Kunden zurückzugewinnen. Aber wir sehen das bestimmt allzu negativ.

  • Kommentar von Silvia Rinke

Die geschmähte kleine Nachbarstadt im Süden: Ein Rundblick-Leser kommentiert

Kostenloses Parken in Fröndenberg – hier gibt es höchstens Parkscheibenpflicht, jedoch keine Parkscheinautomaten. (Foto Archiv)

„Wir wohnen nur wenige Kilometer südlich von Unna.

Zum Einkaufen fahren wir kurz runter an den Fluß und haben ohne Parkplatzsuche und Gebühren ohne Lauferei Supermarkt, Blumenladen, Bankautomat, Apotheke, Post, Getränkehandel und Arzt direkt um uns herum.

Wenn im Sommer Zeit ist, gibt es noch einen Kaffee am Campingplatz und man schaut zu, wie die Kanus ins Wasser geladen werden oder man geht kurz schwimmen. Etwas Urlaubsfeeling beim Einkaufsalltag.

Textildiscounter, Rossmann, Lidl, Aldi oder Netto gibt es ohne Parkplatzsuche und Gebühren in Fröndenberg. Nach dem Nettoeinkauf kann man noch kurz im schönen Vogelschutzgebiet dahinter vom Alltag entspannen und die Tierwelt beobachten. Im Sommer kann man sich mit dem Eis von der Eisdiele direkt im Park am Ruhrufer abkühlen oder vielleicht noch Minigolf spielen.

Die kleinen Fachgeschäfte suchen wir in Menden auf. Ohne Parkplatzsuche und Gebühren kann man in dem beschaulichen Städtchen gemütlich das einkaufen mit Entspannung an der wunderschönen Hönneinsel mit der Tierwelt und dem Mühlrad verbinden. Es hat schon etwas, wenn eine Einkaufsstadt an einem Fluß liegt.

Essen gehen wir gerne in das romantische Museumstal Barendorf, am Seilersee oder oben am Danzturm mit der wahnsinnigen Aussicht. Die Biergärten in der Natur sind einfach schöner als in der Stadt.

Großeinkäufe werden im etwas über 100 km entfernten kleinen niederländischen Städtchen ohne Parkplatzsuche und Gebühren gemacht. Mit den vielen kleinen Gassen, unzähligen Geschäften, dem großen Markt und einer internationaleren Auswahl an Kleidung. Da dort einige Sachen günstiger sind, hat man das Spritgeld schnell wieder drin.

Auch wenn es etwas näher ist. Warum sollen wir Geld dafür bezahlen, daß wir in das kleinere Unna mit dem häßlichen Verkehrsring und den Betontiefgaragen fahren können? Mein Leben lang habe ich die Entwicklung in Unna miterlebt. Die Stadt scheint eine ähnliche Entwicklung wie Hamm zu nehmen.“

Die geschmähte etwas kleinere Nachbarstadt im Norden: Zwei Facebook-User kommentieren

Blick auf den Marktplatz von Kamen. (Foto: S. Rinke / RB)

„Also Kamen macht es vor. 3 Stunden umsonst und innenstadtnah parken. Es geht und der Rest ist Abzocke. Und freies Parken für Kinobesucher.

Solange sich in dieser Hinsicht nichts ändert, bleibe ich zu 99% raus aus Unna. Mein Geld werde ich in anderen Städten auch los und das ohne horrende Gebühren. Denkt da oben im Rathaus eigentlich irgend jemand mit?“

„Das Argument, Kamen habe auch nix…naja, ich fahre mittlerweile lieber dort hin. Das, was ich brauche, kriege ich dort auch nicht schlechter als in Unna. Und als wenn das Anheben der Gebühren den Leerstand in Unna nicht fordert…“

Und wenn die eigene Kleinstadt nichts bietet – muss es dann die Kreisstadt sein?

„In Schwerte kann man auch noch kostenlos parken… leider fehlen auch hier Geschäfte. Kleinstadtprobleme.

Bei den Parkgebühren (die Unna plant) kann ich jeden verstehen, der lieber direkt in den Ruhrpark nach Bochum fährt… kostenlos parken und eine große Auswahl an Geschäften.“

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