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„Einsatz der Maschinenpistole nicht nachvollziehbar“: Kriminalitätsforscher kritisiert tödliche Schüsse auf 16-Jährigen

„Einsatz der Maschinenpistole nicht nachvollziehbar“: Kriminalitätsforscher kritisiert tödliche Schüsse auf 16-Jährigen

„Warum wurde dort eine Maschinenpistole eingesetzt? Das ist überhaupt nicht nachvollziehbar.“ 

Der Bochumer Kriminologe Prof. Thomas Feltes  hat den tödlichen Polizeieinsatz im Dortmunder Norden, bei dem am Montag (8. 8.) ein mit einem Messer bewaffneter 16-Jähriger erschossen wurde, scharf kritisiert.

In einem Interview stellte der frühere Lehrstuhlinhaber an der Ruhr-Uni Bochum die Frage nach dem Einsatz der Maschinenpistole, die den jungen Senegalesen – der laut Staatsanwaltschaft mit einem 20 cm langen Messer auf die Polizisten gerannt sei – mit 5 Projektilen traf und tödlich verletzte.

Diese MP, kritisiert Prof. Felter, sei aber vor allem für Amoklagen gedacht, nicht für Einsätze gegen psychisch auffällige Jugendliche.

Das „martialische Auftreten von 11 Polizisten mit der automatischen Waffe“ erwecke bei einem Menschen, vor allem, wenn er kein Deutsch verstehe, den Eindruck eines Angriffs.

Daher müsse bei solchen Einsätzen immer ein psychologischer Experte dabei sein, so Feltes.

Pfefferspray, das die Beamten gegen den 16-Jährigen einsetzten, wirke auf psychisch Kranke wie ein „unmotivierter Angriff“. Und wenn der Betroffene kein Deutsch verstehe, sei „ein Angriff programmiert“. Hätten die Beamten nicht gewusst, dass der junge Afrikaner der deutschen Sprache nicht mächtig war?

 

Prof. Dr. Thomas Feltes war von 2002 bis 2019 Inhaber des Lehrstuhls für Kriminologie, Kriminalpolitik und Polizeiwissenschaften an der Ruhr-Universität Bochum. – Foto RUB
Felters Kritik an dem Einsatz geht noch weiter. Die Polizei in der Dortmunder Nordstadt, einem sozialen Brennpunkt, sei „nicht gerade für Zurückhaltung bekannt“. Statt „das Problem jetzt und sofort zu lösen“ sei es in Fällen wie diesem oft besser, die Lage zu stabilisieren und sich, wenn möglich, zurückzuziehen.

Hingegen hatte das NRW-Innenministerium unter Minister Herbert Reul (CDU) das Vorgehen der Dortmunder Einsatzkräfte verteidigt. Gerade bei Messerangriffen könne der Einsatz einer Schusswaffe nötig sein.

Maschinenpistolen gehörten zur Standardausrüstung in Streifenwagen. Schusswaffen dürften gegen Menschen eingesetzt werden, wenn zur Abwendung einer Gefahr für Leib und Leben

„… andere Maßnahmen des unmittelbaren Zwanges erfolglos angewendet wurden oder offensichtlich keinen Erfolg versprechen“.

Auf kurze Distanzen sei bei Messerangriffen die Gefahr lebensgefährlicher Verletzungen für Polizisten sehr wahrscheinlich. Daher werde dann notwendigerweise so lange geschossen,

„…bis eine erkennbare Wirkung eintritt und die Angriffsbewegung unterbrochen wird.“

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