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„Der Wahnsinn lässt sich kaum in Worte fassen“- Eindrücke bei einem Hilfseinsatz in der Ukraine

„Der Wahnsinn lässt sich kaum in Worte fassen“- Eindrücke bei einem Hilfseinsatz in der Ukraine

+++Erfahrungsbericht Ukraine, 04.03.2022- 06.03.2022+++

„Stellvertretend für unser Team des Ortsverbandes Selm der Familien-Partei Deutschlands möchte ich die gemachten Erfahrungen gerne mit einer möglichst großen Leserschaft teilen“, berichtet Ralf Piekenbrock aus Selm. Er spricht von seinen Erfahrungen bei einem Hilfseinsatz in der Ukraine.

„Die Situation in der Ukraine macht betroffen, wütend, fassungslos und ängstlich zugleich. Ja, ich weiß, nicht nur dort und möchte daher darum bitten, dass alle Kommentare zu Whataboutisms und dass es immer mehr als einen Schuldigen gibt, hier zu unterlassen. Denn hier geht es um die Eindrücke und Erfahrungen unseres Teams in diesem fürchterlichen Krieg.

Unser Europaabgeordneter hatte bereits im vorherigen Jahr medizinische Hilfsmittel, wie Verbandsmaterial, Rollstühle, Behandlungsstuhl, OP-Liege und zahlreiche Hygienemittel gesammelt. Diese waren eigentlich für ein Krankenhaus in der Ostukraine vorgesehen, wo dieser unsägliche Krieg ja schon seit 8 Jahren tobt. Leider wurden wir damals nicht über die Grenze zur Ostukraine gelassen.

Nun ist dieser Krieg ausgeufert und all diese Dinge werden dringender denn je benötigt. Also haben wir gezielt weiter medizinische Hilfsmittel, Hygieneartikel, Medizin und Babynahrung gesammelt.

Ein ganz lieber Dank an dieser Stelle an alle Spender! Besonders hervorheben möchte ich an dieser Stele den Pflegedienst Ricono, die nochmal richtig mit Spenden drauf gepackt haben und die Fa. Schwering, die uns kostenfrei einen Anhänger zur Verfügung gestellt hat.

Im Vorfeld hatten wir recherchiert, wo unsere Spenden dringend gebraucht werden und wo wir sie gezielt abgeben können. Bei vielem hin und her telefonieren bekam ich dann einen Kontakt direkt in die Ukraine, der mit einer großen Firma an der polnisch-ukrainischen Grenze zusammenarbeitet, die ihre Lagerhalle zum Sammeln, sortieren und weiter verschicken zur Verfügung gestellt hatte.

Dieser Kontakt, ist mittlerweile mehr als das. Danke lieber Nikita, dass Du unsere Aktion vor Ort mit Deinen polnischen Freunden so gut koordiniert hast. Dein Schicksal, Deine Heimatstadt Charkiw ist in Schutt und Asche gelegt, Du hast alles verloren, Dein Haus, Eine Arbeitsstelle und viele Freunde und Verwandte sind jetzt tot. Das Du trotzdem da bist und anderen hilfst, zeigt Deine Stärke. Wir haben so viel telefoniert, dass wir uns nähergekommen sind. Ich hoffe Du überlebst diesen Krieg, damit wir uns in besseren Zeiten persönlich treffen können. Lieben Dank auch an Deine polnischen Freunde bei der Firma Nostra Trade. Ihr seid absolut toll und helft wo ihr könnt.

Unser Team setzte sich am frühen Freitagmorgen Richtung Grenzübergang Korczow in Bewegung. 1300 km mit einem großen Hänger und 5 Tonnen Gewicht waren fahrtechnisch auch kein Vergnügen.

Am frühen Abend setzte ein Wintereinbruch ein, so dass sich unser Team entschied, in Krakau zu übernachten, da im direkten Grenzbereich keine Unterkunft zu bekommen war.
Am Samstagvormittag ging es dann weiter. Kurz vor der Grenze wurde unserem Team der Ernst der Lage bewusst, da endlose Kolonnen von Militärfahrzeugen, ohne jegliche Kennzeichnung, auf dem Weg zur Grenze waren.

Bei der Firma angekommen, lief alles schnell und reibungslos ab. Wichtig war es, genau die Sachen zu bringen, die gebraucht werden, diese ordentlich in Kisten verpackt zu haben, mit einer genauen Inhaltsbezeichnung und einem Gesamtkatalog. Das erleichtert die Arbeit vor Ort, denn die Hilfsbereitschaft ist riesig und es laufen unzählige private Transporte im Minutentakt ein. Daher ist es wichtig, die schwere Arbeit der Leute vor Ort, so einfach wie möglich zu gestalten.

Liebes DRK. Nur am Rande. Ist dies wie von mir beschrieben vorbereitet, ist jeder private Hilfstransport willkommen und die Sachen werden dringend benötigt. Eure Aussage, die Straßen wären unnötig von privaten Hilfstransporten verstopft, konnte unser Team in keinster Weise feststellen.

Nach dem Abladen ging es ca. 1km weiter, zu einem großen Auffanglanger. Hierzu werden wir keine Bilder einstellen. Die Situation ist unbeschreiblich. Im Minutentakt rollen Busse mit ukrainischen Flüchtlingen ein. Die Auffangstelle ist wohl eine ältere Fabrikhalle und sie war so schon überfüllt. Hier steht Feldbett neben Feldbett. Zudem ein Infopoint, von wo aus die ehrenamtlichen polnischen Kräften, Soldaten und Polizisten versuchen, das Chaos irgendwie zu managen. Die Luft in dieser überfüllten Halle ist zum Schneiden. Man kann die Angst und die Verzweiflung förmlich riechen.

Wir mussten uns dann registrieren und einen möglichen Zielort, wie viele Flüchtlinge wir mitnehmen können, ob nur Transport, oder Transport und Unterkunft, angeben.
Diese Infos wurden dann auf ukrainisch auf ein Plakat geschrieben, welches man hochhalten musste.

Extrem schwierig, da die meisten Ukrainer dort weder Deutsch noch Englisch sprechen.

Letztendlich wurden wir von einer Familie (Oma, Mutter mit 2 Babys und einem noch nicht volljährigen Neffen der Familie angesprochen. Mit Dolmetschern gelang es dann zu erfahren, dass der Bruder der älteren Frau bereits in Dorsten lebt. Unser Team nahm die 5köpfige Familie natürlich auf. Über die Dolmetscherin fragte die ältere Dame mit großen ängstlichen Augen an, „wieviel Geld“ wir denn dafür haben wollen. Das sind Momente, da bekommt man Tränen in die Augen.

Nach 1300 km und 16 Stunden Fahrt konnte unser Team die Familie in die sehr glücklichen Hände des Onkels geben. Auch dieser Moment war sehr emotional. Dankbarkeit, kennt übrigens keine Sprachbarrieren. Es war sehr emotional.

Foto: Piekenbrock

So führte unsere Aktion zumindest zu einem kleinen Happyend. Auch wenn die beschwerliche Fahrt und die enormen Spritkosten ( 2,16 €, p.L. Diesel, außer in Polen, dort hat man die Steuern rausgenommen und der Liter liegt bei 1,34 €) sowohl Nerven, Mentalität und den privaten Geldbeutel arg belasteten, bleibt die Hoffnung, dass es sehr viele hilfsbereite Menschen gibt und dieser Krieg nicht der Kampf von Völkern ist.
Wir hoffen inständig, dass der Krieg ein schnelles Ende findet und Putin zu Vernunft kommt. Die Busse mit älteren Menschen, Frauen und Kindern nehmen kein Ende. Millionen Menschen sind auf dem Weg. Der Wahnsinn lässt sich kaum in Worte fassen. Das der der Familien und die psychologischen Folgen sind immens.
Jede Unterstützung wird noch gebraucht. Sach- wie Geldspenden!“
Ralf Piekenbrock
Generalsekretär
Familien-Partei Deutschlands

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